Das
Programm geht weiter, diesmal stand ein Ausflug in das Landesinnere an. Die
Region um Elees Geburtsstadt Kpalime war das Ziel. Leider wieder ohne Delphine,
die arbeiten musste. Obwohl wir das Gefühl hatten, hier schon am Stadtrand zu
sein, dauerte es noch eine ganze Zeit, bis wir tatsächlich die ununterbrochene
Bebauung hinter uns gelassen hatten. Es wurden immer weniger Autos und
Zweiräder, hinter einer Mautstelle waren wir stellenweise fast allein unterwegs
auf einer überwiegend in sehr gutem Zustand befindlichen Straße. Mensa nutzte
das weidlich aus, bis knapp über 160 trieb er die Tachonadel und brachte uns so
unserem ersten Ziel schnell näher. Und das war nicht irgendetwas, sondern der
höchste Berg Togos. Der Pic D’Agou sorgt für eine Gemeinsamkeit Thüringens mit
Togo. Mit seinen 986 Metern fehlt ihm nämlich ebenso wie dem Großen Beerberg
nur eine Winzigkeit zum Tausender. Vor etwa 200 Jahren soll diese Schallgrenze
hier sogar noch erreicht worden sein – die regenbedingte Erosion ließ den
sandigen Gipfel aber schrumpfen.
Einen Aussichtsturm mit Plattform in 1000
Metern Höhe wird es hier im Gegensatz zum heimatlichen Thüringer Wald wohl
nicht geben. Eintritt wird dennoch genommen. Nachdem wir die zwölf Kilometer
lange und sehr reparaturbedürftige
Straße durch üppigen Wald, an Maisstauden, riesigen Bananenpflanzen und
Kakaobäumen vorbei hinauf auf den Gipfel hinter uns gebracht hatten, standen
wir vor einem Strick. Ein freundlich dreinblickender Mann mit Uniformhose und
Brasilienjacke begann ein längeres Gespräch mit Elee, in dessen Verlauf es
selbstverständlich um Geld ging. Schließlich waren sie sich einig, wir konnten
passieren und ein paar Meter weiter das Auto abstellen. Der weite Blick ins
Land hinaus bis nach Ghana war leider von Wolken verhüllt, immerhin konnten wir
aber die hier befindliche und vom Militär geschützte Sendestation für
Fernsehen, Radio und Mobilfunk besichtigen, selbstverständlich noch einmal
gegen einen kleinen Obolus. Das Innere der Bracke strafte das Äußere Lügen,
modernste Computertechnik und gewaltige Klimageräte sorgen hier für die
Ausstrahlung von einheimischen Sendern und Radio France International bis nach
Lomé.
Wieder herabgestiegen vom Berg, stürmten wir die nächste kleine
Gaststätte am Straßenrand, packten unser mitgebrachtes Essen aus und orderten
lediglich die Getränke dazu – ein Service, wie er in Deutschland wohl nicht
denkbar wäre. Weiter ging es nach Kpalime, oder besser gesagt hindurch, denn
Elee wollte uns einen schönen Wasserfall zeigen. An dessen Zufahrtsstraße,
diesmal allerdings gleich an deren Anfang, das bekannte Spiel. Nur waren es
diesmal wenig Vertrauen erweckende Jugendliche auf Motorrädern, die uns
erzählten, dass der eine Wasserfall kein Wasser führe, sie aber einen anderen
kennen und uns den, gegen eine kleine Entlohnung, zeigen würden. Wir fuhren also
einem mit drei Leuten besetzten Motorrad hinterher, auf einem immer enger
werdenden huckligen Feldweg. Als wir dann ein Verbotsschild missachteten, der
Weg noch schlechter und es selbst Elee etwas mulmig wurde, baten wir Mensa, zu
drehen und zurückzufahren. Das gefiel unseren Vorausfahrern nun wieder nicht,
vor allem, dass sie kein Geld bekamen. Zurück auf der Straße verfolgten sie uns
dann zwar noch ein Stück, wir hängten sie aber problemlos ab.

In Kpalime zog
sich Elee dann noch den Zorn von ein paar Marktfrauen zu. Die hatten den Preis
für Yam-Wurzeln kurzerhand erhöht, als sie uns im Auto sahen, und da Elee nicht
bereit war, den verlangten Weißen-Zuschlag zu zahlen, fuhren wir ohne Einkauf
weiter und hinterließen ein Schimpfen und Zetern. In einem kleinen Ort etwas
weiter gab es dann Yam zum erwarteten Preis, dazu aber auch mehrere Schüsseln
Mais, die ohne Nachfrage in unseren Kofferraum entleert wurden. Als Elee dann
jedoch einsteigen wollte, ohne die unerwünschte Mehrfracht zu bezahlen, wurden
wir wenigstens noch die Hälfte der Maiskolben wieder los.
Zuhause angekommen,
ging es nach einer kurzen Pause auf Besuchstour. Zuerst zu Elees Direktor, bei
dem es gleich nach dem obligaten Wasser nicht nur Bier, sondern auch
Palmenschnaps gab. Ein kräftiger Klarer, der nicht unbedingt hilft, einen
klaren Kopf zu bewahren, zumindest, wenn man eine große Flasche Bier dazu
trinkt. Heike und ich hatten uns zum Glück für das Teilen entschieden, Elee
kämpfte dagegen allein mit seinem EKU und bemerkte dann nach einem wirklich
netten und interessanten Gespräch, dass er jetzt ein wenig betrunken sei. Das
führte dazu, dass er wenig später bei seinem Bruder Roger tatsächlich
alkoholfrei blieb – auch das geht hier, zumindest in der Familie, ohne jemanden
zu kränken. Wir bekamen kleine Geschenke und ärgerten uns, dass wir nicht an
solche Besuche gedacht und dafür nichts extra eingepackt hatten. Roger,
Physiotherapeut in einem privaten Krankenhaus, versprach einen Gegenbesuch am
nächsten Abend. Maja klagte über zunehmende Bauchschmerzen, verzichtete sogar
auf das Abendbrot und legte sich gleich hin, während wir noch Delphines
wirklich erwähnenswerten Kochkünsten huldigten.
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