Mittwoch, 22. Januar 2014

Auf dem Trockenen

Der Lake Manyara läuft Gefahr, von der Erdoberfläche zu verschwinden
Für Ernest Hemingway war es einst der schönste See, den er in Afrika gesehen hat. Der Lake Manyara ist tatsächlich ein Paradies, immer wieder temporäre Heimstatt für die Vertreter von über 300 Vogelarten. An seinen Ufern - zumeist auf der Seite des Manyara-Nationalparks - flanieren Elefanten, Giraffen, Zebras, Gnus, Büffel und Gazellen. Löwen und Leoparden gehen hier auf die Jagd, Affen treiben ihre Spielchen. Auch Rinder findet man hier. Reichlich. Viele Maasai haben sich hier angesiedelt, ihr Vieh weidet an den Rändern des Sees, argwöhnisch beäugt von den wilden Verwandten. Noch. Denn das Paradies ist in Gefahr.


Der Lake Manyara ist normalerweise fünf Mal so groß wie Arnstadt inklusive der Ortsteile. Was jetzt nicht riesig ist, aber immer noch ganz schön groß. Dass er von August bis November bis auf ein Drittel seiner Größe schrumpft, ist aufgrund der Trockenzeit recht normal. Dass aber auch jetzt, mitten im Januar, weite Teile des Seebodens begehbar sind, zeigt, dass der See ein Problem hat. Natürlich ein natürliches, sagen die Anwohner. Der Klimawandel. Und irgendwelche Risse, durch die das Wasser verschwindet. Eigenes Verschulden? Nein, keinesfalls! 

Der See ist zurzeit nur in einer Kleinvariante zu betrachten
Drei Flüsse, der Kirurumo-, Simba- and Mto-wa-Mbu-River, sind die Hauptzuflüsse für den See. Welche Wassermassen sie mit sich führen, sieht man sehr gut am Ortsrand von Mto Wa Mbu. Dort hat eine gewaltige Wasser-Stein-Lawine nahe des Park-Eintrittszentrums im Frühjahr 2013 die Straße mit gerissen, jahrhundertealte Baobab wie Streichhölzer geknickt und eine Schneise der Verwüstung geschaffen, die so schnell nicht zu verbergen ist. Das Wasser, so sagen Spezialisten, wird nicht mehr wie früher großflächig im Hochland gespeichert und langsam an die Flüsse abgegeben, sondern schießt während der Regenzeiten ungebremst ins Tal. Was bedeutet, dass der Zufluss in der Trockenzeit geringer ist als früher. 

Wildtiere, Zuchttiere und Menschen teilen sich die Umgebung des Sees
Bereits seit 2007 gibt es ein staatliches Programm, das sich vor allem auf das oberhalb des Sees gelegene Hochland von Karatu bezieht. Dort, unterhalb des Ngorongoro-Kraters, sollen land- und forstwirtschaftliche Initiativen dafür sorgen, dass die Erosion nicht weiter um sich greift. Durch Baumpflanzungen zum Beispiel. Und Schulungen für die Bauern, um sie über die Folgen ihres Tuns - wie des wasserintensiven Reisanbaus - zu informieren. 

Ein komisches Gefühl, auf einem See zu fahren und zu laufen
Denn dass die hier lebenden Menschen für die Landwirtschaft und das Vieh auch mehr Wasser benötigen als noch vor 200 Jahren, fällt neben der reinen Landschaftsveränderung ebenfalls stark ins Gewicht. War vor zwei Jahrhunderten der See laut Expertenaussagen noch durchschnittlich 18 Meter tief, sind es heutzutage nur noch 30 Zentimeter! Und das, so sagen die Fachleute, ist Ergebnis des unmittelbaren Eingreifens der hier lebenden Menschen und nicht globaler Klimaveränderungen. Wenn nicht bald etwas geschehe, dann - so lautete die Warnung 2012 - könnte der See in zehn Jahren ganz ausgetrocknet sein. Also mal in eigener Sache: Wollt ihr ihn noch sehen, solltet ihr mit dem Besuch bei uns nicht zu lange warten :-) 

Auch die Fischer spüren die Veränderungen
Der See hat also ein Problem. Das bekamen wir bei unserem Kurzbesuch deutlich vor Augen geführt. Erst fuhren wir mit dem Auto ein gutes Stück auf den eigentlichen Seegrund, dann liefen wir noch einmal eine Viertelstunde, bis wir endlich das Wasser erreichten. Beeindruckend, ohne Frage. Wir sahen Gnus und Gazellen, ohne auch nur einen Fuß in den Nationalpark zu setzen. Pelikane und Störche flogen knapp über uns hinweg, in der Ferne leuchtete das rosa Band der Flamingos. Aber da waren auch Fischer, die fast ohne Fang von ihrem Ausflug zurückkehrten - zum Glück hatten wir Pooh schon wieder aus dem Netz befreit, als sie uns näher kamen. 

Immer ein schöner Anblick - aus etwas Sicherheitsabstand
Später, als wir den Aussichtspunkt oberhalb des Sees erreicht hatten, konnten wir dann in vollem Ausmaß sehen, wie groß die trockenliegenden Teile des Sees sind. Nun hoffen wir, dass die eingeleiteten Maßnahmen Erfolg haben, der See zumindest nicht weiter schrumpft, die Flamingos hier einen sicheren Landeplatz haben, die Fischer wieder ihr Abendessen zusammenbekommen und die Affen weiter so fröhlich am Straßenrand Unfug treiben können.

1 Kommentar:

  1. schön zu lesen. noch schöner, zu sehen, dass ihr euch bester gesundheit erfreut. lg aus erfurt

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