Sonntag, 15. Juli 2012

Eine wirklich gute Reise

Safari ist ein Wort der Swahili-Sprache und bedeutet nichts weiter als Reise. "Safari njema" - gute Reise - wünscht man sich hier also, wenn man in den Nachbarort fährt, in die Hauptstadt. Oder auf Safari. Wobei Letzteres die meisten Einheimischen nie in ihrem Leben machen, denn Reisen einfach zum Vergnügen kann sich hier kaum einer leisten. Die Wünsche, die wir für unsere Safari in den Tarangire-Nationalpark und den Ngorongoro-Krater mit auf den Weg bekamen, waren dennoch gut gemeint, denn sie haben sich erfüllt. Oder besser übererfüllt.


Die fröhliche Safari-Gesellschaft
Es war Freitag, der 13. als wir uns auf die Reise machten. Saleh als Fahrer und Adlerauge sowie Gourmetkoch Sudi begrüßten uns am Morgen im Rose Home. Neben Heike, Pooh und mir gehörten Sibylle und Silke aus Hessen sowie Günther aus Österreich zu unserer fröhlichen Reisegesellschaft. Die drei hatten zuvor den Kili erklommen und waren somit bestens gelaunt.

Unsere ersten Giraffen - traumhaft
Groß und klein, grau und bunt
Der Tarangire-Nationalpark war unser erstes Ziel. Einmal mehr fuhren wir die uns nun schon allzugut bekannte Strecke nach Arusha und erreichten nach etwa vier Stunden den Park. Bereits am Eingang beeindruckte uns ein riesiger Baobab - Markenzeichen dieses Parks -, der anders als die meisten Parks hier im Norden Tansanias landschaftlich durch seine Hügel und ein Flusstal sehr abwechslungsreich ist. Schon auf dem Weg zu unserem Campingplatz waren wir hin und weg. In einem See direkt am Wegrand badeten Elefanten, und als die genug hatten, kamen Zebras und Gnus zum Wasser fassen. Faszinierend - wir hätten ewig da stehen können.

Nicht nur wir waren auf der Pirsch
Auf dem Campingplatz luden wir das Auto aus, bauten die Zelte auf, ließen unseren Koch zurück und machten uns auf zur ersten Pirschfahrt. Heike und ich waren besonders gespannt darauf, zum ersten Mal Giraffen in freier Wildbahn zu sehen. Die ist in Tansania übrigens wirklich frei. Im Gegensatz zu den Parks zum Beispiel in Südafrika gibt es hier keine Zäune, die die Tiere daran hindern, auf Wanderung zu gehen. Ginge ja auch gar nicht, denn die alljährliche Migration zu und von den Weidegründen wäre ja sonst nicht möglich.

Impalas kreutzten oft unseren Weg
So langsam greift Müdigkeit um sich
Interessanterweise ist der größte Tierreichtum hier nicht in der Regenzeit zu beobachten. Denn die Tiere, so erklärte Saleh, sind nicht auf der Suche nach dem hohen Gras, in dem sich auch zuviele Raubtiere verbergen könnten. Sie suchen vielmehr vor allem das Flusstal zum Trinken auf und laben sich am niedrigen Gras bzw. den hier reichlich vorhandenen Bäumen. An denen kann man erkennen, dass Elefanten eine ganz schöne Plage sein können. Sie brechen gnadenlos die Äste bei ihren Fresszügen ab und bohren selbst die riesigen Baobab-Bäume auf, weil die inneren Fasern sehr viel Flüssigkeit enthalten.

Giraffen - man kann sich einfach nicht sattsehen
Wir jedenfalls hatten nicht nur die richtige Zeit erwischt, sondern auch noch riesiges Glück, wie Saleh uns mehrfach versicherte. Er war selbst fasziniert davon, wie viele Löwen wir zu sehen bekamen, dass wir zwei Geparden sahen und eine große Zahl von Giraffen - das alles zusammen habe er in seinen sieben Jahren, die er schon Safaris begleitet, an einem Nachmittag noch nicht gesehen. Dazu muss man sagen, dass der Mann einfach wahnsinnig scharfsichtig ist. Obwohl wir standen und somit einen besseren Blickwinkel auf die Umgebung hatten, war es zumeist er, der uns auf die diversen Tiere aufmerksam machte. Von denen es aber auch eine unglaubliche Vielfalt gibt. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Ein Sonnenuntergang mit Elefant war auch eine neue Erfahrung
Aus nächster Nähe bekamen wir in diesen Stunden Löwen, Giraffen und Elefanten näher zu sehen, als wir das jemals in einem Zoo erlebt haben. Nur durch die Auto-Karosserie getrennt kann man diese Wildtiere betrachten - das muss man selber fühlen, denn das ist unbeschreiblich. Impalas, Affen, Dikdiks, Adler, Geier, Mungos, Zebras und Gnus, ein traumhafter Sonnenuntergang und schließlich noch ein Büffel auf dem Weg zum Camp - dieser Nachmittag hatte schon mehr als das, was wir uns für die drei Safaritage erhofft hatten.

Lagerfeuer-Romantik in der Wildnis
Dankenswerterweise hielten sich sowohl Tsetsefliegen als auch später die Mücken zurück, so dass wir die Zeit wirklich genießen konnten. Auch das exzellente Abendbrot und den anschließenden Rotwein am Lagerfeuer, gekrönt von einem atemberaubenden Sternenhimmel, an dem die Milchstraße unglaublich deutlich zu sehen war. Und sogar den Großen Wagen haben wir gefunden - den Polarstern allerdings nicht, denn der bleibt hier immer unter dem Horizont.

Das ist doch mal ein Zebrastreifen
Was für ein riesiger Baobab!!!
Nach einer angenehmen Nacht im Zelt war frühes Aufstehen angesagt, denn wir wollten da wieder möglichst viel sehen. Wir verzichteten aufs Frühstück und machten uns wieder auf die Pirsch. Belohnt wurden wir lange Zeit dadurch, kaum ein anderes Auto zu sehen, dafür aber erneut viele kleine und große Tiere, die die Morgensonne genossen und so gar keine Anzeichen in Richtung "fressen und gefressen werden" erkennen ließen. Friedlich - anders kann man das Bild, das sich uns bot, nicht beschreiben. Wir stiegen an einen riesigen Baobab aus und bestaunten eine Höhle in ihm, die einst von Schmugglern als Elfenbein-Zwischenlager genutzt wurde.

Junge Maasai nach der Beschneidung
Gegen 11 Uhr ging es dann zurück ins Camp, wo ein Brunch auf uns wartete, dem wir, hungrig wie wir waren, kräftig zusprachen. Dann bauten wir die Zelte ab und machten uns auf ins nächste Abenteuer - zum Ngorongoro-Krater. Den hatten Heike und ich zusammen mit Grit und Jürgen (liebe Grüße an euch) vor drei Jahren schon besucht. Wir waren neugierig, ihn nun in einer anderen Jahreszeit zu sehen. Die Strecke zwischen beiden Nationalparks ist relativ weit, so dass wir erst am nächsten Morgen in den Krater einfahren sollten. Unterwegs sahen wir viele Maasai, die das Beschneidungsritual hinter sich gebracht haben. Die tragen, so hatten wir im Olpopongi-Village erfahren, vier Wochen lang schwarz und sind weiß bemalt bzw. haben weiße Masken. Unheimlich.


Begegnung auf dem Campingplatz
Zu Füßen der Riesen
Schon bei der Ankunft am Simba-Camp hatten wir die große Freude, Zebras zwischen den Zelten grasen zu sehen. Und als wäre das nicht genug, besuchten später zwei große Elefanten den Campingplatz und tranken aus dem Wassertank. Ein paar Meter von diesen Riesen entfernt zu stehen und sie beim Trinken zu beobachten, das ist ein Moment, den wir nie vergessen werden. Kein Zaun, kein Graben, nichts trennte uns von diesen atemberaubenden Geschöpfen. Klar, dass sich das niemand auf dem gut gefüllten Platz entgehen lassen wollte. Da es ziemlich windig war, haben wir das Essen diesmal im festen Gebäude eingenommen und auch auf ein Feuer verzichtet. Nachts war es mit elf Grad im Zelt bei weitem nicht so kalt wie befürchtet, morgens aber alles klatschnass. Wir bauten trotzdem nach dem Frühstück schnell die Zelte ab und packten das Auto, denn wir mussten am gegenüberliegenden Rand des Kraters ausfahren und kamen somit nicht mehr zum Camp zurück.

Löwen gleich am Morgen
Nashörner sind sehr, sehr selten
Innerhalb weniger Minuten hüllte vom Krater aufsteigender Nebel das Camp ein und begleitete uns auch bis zum Tor. Schnell führte uns die Abfahrt aber dann unter den Dunst, und schon bei der Einfahrt kreuzten zwei Löwen unseren Weg. Dann entfernten wir uns vom Jeep-Tross und suchten unseren eigenen Weg, der schließlich dazu führte, dass wir zwei Nashörner sahen, die sogar parallel zu uns den Hang hinunter rannten. Wahnsinn, sage ich euch. Riesige Büffelherden, immer mal wieder Löwen, Antilopen, Gazellen, selbstverständlich reichlich Zebras und Gnus sowie unzählige Flamingos ließen die Zeit im Krater wie im Flug vergehen. Zur Mittagspause bekamen wir dann auch noch reichlich Flusspferde zu sehen.

Büffel sind ganz schon beeindruckend
Ein Gepard in der Ferne
Das einzige, was uns wieder mal nicht vor die Augen kam, war ein Leopard. Also wieder nichts mit den "Big Five". Aber eigentlich auch kein Grund, traurig zu sein. Denn dieser Begriff ist ohnehin etwas irreführend, beschreibt er doch die Schwierigkeit der Jagd auf Afrikanische Büffel, Afrikanische Elefanten, Löwen, Rhinos und Leoparden, hat aber mit der Größe eigentlich nichts zu tun. Und vielleicht sehen wir Leos ja noch eines Tages in der Serengeti. Wir sind ja noch ein bisschen hier.

Flamingos und ein Gnu am Salzsee im Krater
Ach ja - um noch etwas für den Bildungsauftrag zu tun. Mehr als 20 Prozent der Fläche Tansanias sind Nationalparks - in Deutschland liegt der Wert etwa bei einem Prozent. Der Selous-Wildpark im Süden des Landes ist der größte Afrikas, dort findet man auch die größte Elefantenpopulation der Welt. Die Nationalparks müssen allesamt Gewinne erwirtschaften und an die Regierung abführen, sonst droht ihnen die Verkleinerung. Der Siedlungsdruck nimmt immer mehr zu, vor allem im Selous. Dort stammen die Einnahmen übrigens bis zu 90 Prozent aus Jagdlizenzen, nur etwa zehn Prozent bringen Touristen ein, die mit der Kamera auf "Jagd" gehen.

Thomson-Gazellen sind zauberhaft
Die Löwin und mein Schatten
Deutsche spielten und spielen wichtige Rollen in der "Wildschütz"-Geschichte Tansanias. Das begann schon 1891, als das erste Wildschutzgebiet Afrikas hier bei Moshi engerichtet wurde. 20 Jahre später gab es bereits 15 Schutzgebiete. Geradezu legendär ist das Engagement von Bernhard Grzimek und der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft für die Serengeti, ein Erbe, das heute, ausgedehnt auf weitere Parks, immer noch gepflegt wird. Eine Wildhüterschule bei Moshi wurde unter wesentlicher Mitwirkung der Deutschen gegründet, und auch bei der Entwicklung des - von der Deutschen Kolonialregierung gegründeten - Selous-Nationalparks in den vergangenen beiden Jahrzehnten spielten die Deutschen eine wichtige Rolle.

Diese Vögel mögen Touristen-Lunchpakete
Flusspferde bei der Mittagspause
Sag zum Abschied leise Servus.

1 Kommentar:

  1. Hey Thomas,
    ein toller Bericht, der unsere Erlebnisse sehr gut beschreibt. Es war wirklich ein einmaliges Erlebnis. Und die Bilder sind auch super geworden.
    Liebe Grüße
    Sibylle

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