Dienstag, 10. Juli 2012

Idylle am Indischen Ozean

Urlaub im BeachCrab-Resort - das den Namen zurecht trägt
Wieder einmal ist einige Zeit vergangen, seit wir uns das letzte Mal gemeldet haben. Wir haben die vergangenen Tage und Wochen aber nicht einfach herumgelegen. Wir haben vielmehr auf hohem Niveau gefaulenzt. Und wieder einiges gelernt. Das begann schon mit der Fahrt nach Pangani bzw. genauer zum BeachCrab Resort am Ushongo Beach. Zum einen wissen wir jetzt, dass unser Auto so rund 13 Liter Diesel auf 100 Kilometer benötigt. Und zum anderen haben wir gelernt, dass man hier auch hunderte von Kilometern fahren kann, ohne einmal von der Polizei angehalten zu werden. Wenn man nicht zu schnell ist - und ein bisschen Glück hat. 

Eins der vielen Dörfer unterwegs
Baobab vor den Usambara-Bergen
Etwa 380 Kilometer sind es von Moshi bis zum Ushongo Beach. Abgesehen von den hierzulande sehr beliebten Bumps, also mehr oder weniger hohen Huckeln auf der Straße, die einen manchmal wirklich zum Schritttempo zwingen, waren die ersten zwei Stunden in Richtung Dar es Salaam ganz angenehm zu fahren. Ab der Grenze der Kilimanjaro-Region mehrten sich aber die Löcher auf der Straße, die immer wieder für spontane Lenkaktionen, verringerte Geschwindigkeit und auch ein paar schmerzhafte Absacker sorgten. Wir hielten uns so gut es ging hinter den Fernbussen, die zum einen beachtlich schnell fahren und schönen Windschatten bieten, zum anderen die schlimmsten Löcher umfahren. Wunderschön sind die unterwegs häufig anzutreffenden Baobabs - riesige Bäume, die zumeist derzeit laublos sind.

Nach zwei weiteren Stunden - die Usambara-Berge waren endlich umfahren - bogen wir von der Hauptroute in Richtung Tanga ab. Die Straße war gerade neu gemacht worden, ein absoluter Genuss. Für Bumps hatte die Zeit auch noch nicht gereicht, die Polizei war aber mit Laserpistolen in den Orten schon präsent. Aber, wie erwähnt, ich war diesmal nicht an der Reihe. Auf halber Strecke nach Tanga, in Muheza, mussten wir dann von der schönen Straße runter und den 42 Kilometer langen Lückenschluss nach Pangani in Angriff nehmen, um den Umweg über Tanga zu sparen. Da die Straße an der Küste entlang genau so schlecht sein soll wie die Piste durch das Gelände, konnten wir so wenigstens etwas Sprit und Zeit sparen. Eine gute Stunde haben wir gebraucht, über sandige Wege, aber auch böse steinige Abschnitte, in denen wir immer befürchteten, dass irgendwas vom Auto abfällt oder ein Reifen platzt. 

Auf der Piste. Hinter uns war nichts zu sehen - zu viel Staub aufgewirbelt.
Wir kamen allerdings heil durch, winkten vielen Kindern und Erwachsenen - und staubten leider auch viele ziemlich ein, das geht hier gar nicht anders. Die Dörfer unterwegs waren das ärmlichste, was wir bisher gesehen haben, durch die rotbraune Erde, aus der auch die Häuser gebaut werden, sehen sie sehr dreckig aus. Viele Menschen sitzen offensichtlich einfach so herum. Der Orangenanbau bringt nicht genug Arbeit für alle. Das Problem ist auch, dass es keine Lagermöglichkeiten für die sehr leckeren, saftigen Orangen gibt, so dass die gewinnträchtige Zeit im Jahr immer recht kurz ist. Naja, und was den Gewinn angeht - hier werden Netze mit 36 Orangen verkauft, die kosten zwischen einem und 1,50 Euro.

Die Fähre brachte und sicher über den Pangani
Am Ende der Piste wurden wir dann doch noch angehalten, aber nicht von der Polizei, sondern von der Armee. Die sicherte die Küstenstraße ab, die dann zehn Minuten später auch von einem großen Jeep-Konvoi passiert wurde. Vornweg ein Pick-Up mit lauter fahnenschwenkenden Menschen, dann einer mit Bewaffneten, gefolgt von zehn schweren Luxuskarossen, war sicher irgendwas Staatliches. Wir durften dann jedenfalls auch weiterfahren und waren ein paar Minuten später in Pangani, wo wir unsere Fährtickets (2,50 Euro fürs Auto, 10 Cent für den Beifahrer) kauften. Dann kam auch schon die Fähre, wir rollten mit einem weiteren Auto zu den paar Fußgängern und hatten wenige Minuten später übergesetzt. Der Pangani hat zwei Quellen, eine am Kilimanjaro, eine am Meru, ist gut 500 Kilometer lang und hat uns, ohne dass wir es wussten, fast die ganze Fahrt begleitet. An der Mündung in den Indischen Ozean ist er immerhin 180 Meter breit. Die Flut des Ozeans drückt ihn je nach Ausprägung bis zu 35 Kilometer landeinwärts zurück.

Die Zelt-Hütte
Unser Lieblingsplatz
Gut 15 Kilometer hoppelten wir nach dem Fluss noch auf Pisten dahin, bis wir, bestens geführt von meinem Navi, nach gut sieben Stunden im BeachCrab ankamen. Eine Lodge unter deutscher Leitung, mit deutscher Managerin und deutschen Praktikanten, in der wir uns zunächst in einem "Tented Camp" einquartierten. Das sind im Prinzip Hütten, nur dass sie mit Zeltleinwand errichtet werden. Schön unter Palmen in einem sehr naturbelassenen Grundstück, damit angenehm temperiert und völlig ausreichend für ein paar Tage. Der Strand war bei unserer Ankunft sehr schmal, was aber an der Flut lag. Bei Ebbe kann man hier nämlich weit ins Meer laufen, aber dazu später. 

Traditionelle Fischerboote - eine wacklige Angelegenheit
Lecker Abendessen
Eine Attraktion des BeachCrab ist das wahnsinnig gute Essen. Das konnten wir gleich zum Abendbrot genießen. Da lernten wir auch Mandy und Stefan kennen, zwei Ossis - sie aus Bautzen, er aus Dresden. Die sind für drei Monate zum Praktikum im BeachCrab und hatten einen uns sehr neidisch machenden Grund, warum bei unserer Ankunft keiner von ihnen in der Lodge war. Sie waren nämlich ein Stück am Strand lang in Ushongo gewesen, wo eine Deutsche und ein Belgier gemeinsam mit dem Dorf ein Schildkrötenprojekt betreiben. Und just, als wir anrollten, war dort ein Nest geschlüpft, und viele Leute waren gerufen worden, um den Weg der kleinen Turtles ins Meer vor gierigen Krabben zu schützen. Wie gesagt - da haben wir uns schon ein bisschen geärgert, dass wir nicht etwas früher da waren. Aber da wir es eh nicht ändern konnten, haben wir uns dann das hervorragende Essen nicht davon verderben lassen, sondern es genossen. 

Ausblick vom Ausguck
Die Boote sind ganz schön schwe
Die nächsten Tage haben wir dann wirklich relaxt. Was an einem einsamen Strand, an dem man höchstens mal ein paar Einheimischen und einzelnen Touristen begegnet, sehr leicht ist. Wir sind bei Ebbe weit hinaus gelaufen, haben Seesterne und lauter andere Meereslebewesen gesehen, ohne zu schnorcheln oder zu tauchen. Wir haben Dorfbewohnern zugeschaut, wie sie mit Speeren und Stöcken Muränen, Tintenfische und anderes Getier aus Felslöchern geholt haben, um sie später zu verspeisen. Wir sind an den Dörfern vorbeigegangen, haben gesehen, wie die Fischer hinaus und mit ihrem Fang wieder hineingekommen sind. Und wir haben allerlei Vögel beim Jagen beobachtet. Ich kann euch sagen - so bekommt man die Tage hervorragend rum.

Fischjagd bei Ebbe
Seesterne wie dieser leben im Seegras
Selbstverständlich haben wir uns auch mit dem Schildkrötenprojekt beschäftigt und sind "Freunde von Maziwe" geworden, aber davon mehr in einem anderen Eintrag. Ich war einen Tag auf Maziwe-Island tauchen, habe dort schöne Korallen, Garnelen, eine Pyjama-Nacktschnecke, viele Fische und vor allem eine blaue und eine schwarze Nasenmuräne gesehen, was aber nicht etwa andere Arten, sondern unterschiedliche Altersstufen dieser interessanten Muränenart sind. Bei den von mir gesehenen handelt es sich um junge (blau) bzw. erwachsene Männchen, die dann infolge eines Geschlechtswechsels zu gelben Weibchen werden. Man muss also eigentlich nur lange genug warten, um alle drei Farben zu sehen :-) Ein paar kleine Haie kamen in der Tauchpause kurz zur Sandbank, die bei Flut meist unter Wasser ist.


Stefan und Mandy beim Bush-Walk
Sonnenaufgang am Indischen Ozean
Auch eine Landwanderung haben wir unternommen, ein Maasai-Bush-Walk, der aber gegenüber Olpopongi deutlich schlechter war. Ali, unser Guide, erzählte nicht viel, sowohl beim Salzsieden als auch im Dorf kamen wir uns ziemlich verloren vor. Landschaftlich war es aber sehr schön, in den Mangroven-Sümpfen sogar abenteuerlich. Wir lernten Susi kennen, eine Deutschlehrerin aus Südafrika, die fast mit dem Boot nach Sansibar getuckert wäre, anstatt mit der Fähre über den Pangani zu setzen. Außerdem fünf Deutsche, die aufgrund einer Verspätung bei der Anreise von Tanga für 150 Euro mit dem Taxi kommen mussten - zwei Reifenschäden eingeschlossen. Wir hatten viel Spaß mit den sehr freundlichen Angestellten und genossen am Ende sogar noch eine Nacht in einem der deutlich luxuriöseren Bungalows - mit eigener Dusche und Toilette. Was nicht heißen soll, dass wir es nicht noch länger im Zelt ausgehalten hätten. Aber da war eine Gruppe eingebucht, und wir hatten kurzfristig den Termin noch einmal ändern müssen.

Auf Maziwe-Island
Unsere Spuren im Sand
Naja, und dann kam, was kommen musste, nämlich die Abreise. Wir nahmen viele Erinnerungen und Fotos sowie ein paar schöne Muscheln mit und hinterließen unsere Spuren im Sand. Die Fahrt zurück verlief genauso holprig und zum Glück genauso Polizeistopp-frei wie die Hinreise. Unterwegs gönnten wir uns im Highway-Restaurant noch Hühnchen und Chips, um schließlich nach sieben Stunden wieder heil in Moshi anzukommen. Die erste große Fahrt hier in Tansania macht uns Mut für weitere Abenteuer, wenngleich wir die nächste Zeit erstmal in der Umgebung Moshis bleiben werden.

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