Sonntag, 7. Oktober 2012

Mitleid? Wir doch nicht!

Es gibt ja da dieses böse Gerücht, dass Männer viel mehr leiden als Frauen und deshalb gerade zu begierig darauf sind, bemitleidet zu werden. WAS FÜR EIN QUATSCH!!! Selbstverständlich leiden wir Männer mehr, als sich das Frauen jemals vorstellen können. Aber wir zeigen das doch nicht. Niemals. Mitleid? Pah! Wir nehmen das einfach hin, tragen die Last mit Würde und verbergen es tapfer, wie - naja, wie Männer halt. Und was hat das jetzt mit Tansania zu tun?

Nun, wenn Männer so wären, wie das böse Gerücht es behauptet, dann wären sie hier im Paradies. Frauen übrigens auch. Denn so viel Mitleid wie hier haben wir noch nirgendwo bekommen. Simples Beispiel. Wir sind gerade in Machame in der Kaliwa Lodge - ein überaus schönes Fleckchen Erde, solltet ihr mal aufsuchen (nur so am Rande). Von hier aus haben wir heute unsere kleine Wanderung hinunter zum Fluss Weruweru gemacht. Etwas schweißtreibend bei 31 Grad unter einer dünnen Wolkendecke, aber weder extrem anstrengend noch ermüdend oder irgendwie anders belastend. Einfach schön.

Als wir wieder in der Lodge eintrafen, begrüßten uns die Angestellten Bibi, Glori und Magda fast wie aus einem Mund mit "pole". Wer den Blog aufmerksam verfolgt hat oder des Kiswahili mächtig ist, erinnert sich vielleicht noch, dass "pole" nichts mit den ebenfalls bösen Gerüchten ausgesetzten östlichen deutschen Nachbarn zu tun hat, sondern einfach heißt: "Es tut mir leid". Nun tat es besagten drei Damen keinesfalls leid, dass wir den steilen Ab- und Aufstieg überlebt hatten und wiedergekommen waren. Nein, sie drückten ihr Mitleid aus, dass wir uns so einer Tort(o)ur unterziehen mussten.

Um das zu verstehen, muss man wissen, dass in weiten Teilen Afrikas Reisen, selbst so kurze Spaziergänge, nicht einfach so zum Vergnügen unternommen werden. Es gibt immer ein Ziel. Das kann durchaus ein freudiges sein, wie eine Hochzeit oder eine Geburt. Aber auch, wenn irgendwer mal auf die Idee kommen sollte, hinunter zum Fluss zu gehen und seine Füße ins Wasser zu halten, so bleibt es doch anstrengend. Und in der Tat, Reisen in Afrika sind anstrengend. Entweder sind die Straßen schlecht oder die Transportmittel, oft beides. Die Busse, egal welcher Größe, sind meist übervoll, was die ohnehin in Fahrzeugen herrschende Überhitzung noch verstärkt. Und außerdem dauert es, bis man sein Ziel erreicht.

Also wird jeder, der von einer Reise wiederkehrt, und sei sie noch so klein, erstmal bemitleidet. Das passiert aber auch in allen anderen Lebenslagen, also nicht nur, wenn man mal stolpert, niest, hustet, irgendwo reintritt oder krank ist. Nein, auch wenn man mit den Einkaufstüten nach Hause kommt oder nur so aussieht, dass man etwas Anstrengendes hinter sich hat. Ein Paradies schlichtweg für Menschen, die regelmäßig ihre Portion seelische und moralische Unterstützung brauchen. Also nicht für Männer. :-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen