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Nicht nur die Gletscher machen den Kibo weiß - es fällt auch immer wieder Schnee |
Schnee im Oktober? Na und! Wir haben hier Schnee das ganze Jahr. Na gut, nur vor Augen. Aber er ist da. Und fällt auch, wann immer es mal Regenwolken schaffen sich bis auf knapp 6000 Meter hinaufzuschwingen und ihren Inhalt in Form flockiger Wasseransammlungen von sich zu geben. Ich finde es echt beeindruckend, hier unten, 5000 Meter tiefer, zu stehen und dort oben das ewige Eis und die sich immer verändernden Schneeflächen zu sehen. Wenngleich das ewige Eis so ewig wohl doch nicht ist.
Die pessimistischsten Prognosen besagen, dass in den nächsten zehn bis 20 Jahren die Gletscher auf dem Kilimanjaro dahinschmelzen könnten. Andere Experten wiederum behaupten, dass die globale Erwärmung zu einer erhöhten Verdunstung und die zu mehr Niederschlägen am Kili führen wird, so dass die Gletscher sogar wieder wachsen könnten. Mit gefällt die zweite Variante viel besser, denn der Kili ohne Schnee, das wäre doch in etwa so wie das Rote Meer ohne Wasser.
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Solche beeindruckenden Staubwirbel sind täglich zu sehen |
Ohne Wasser sind gegenwärtig auch hier weite Landstriche. Die Regenzeit, die ohnehin in dieser Jahreszeit nur in der kleinen Variante zu erwarten ist, hat noch nicht wirklich angefangen. Außer einer kleinen Zwischenhusche und ein paar Gewittern oben am Berg war noch nichts davon zu sehen. Hier unten in Moshi ist es knochentrocken. Man wirbelt selbst beim Laufen diesen feinen Sandstaub auf, der in alle Ritzen kriecht und eine Autowäsche einfach sinnlos werden lässt. Und wenn mal ein Auto auf einer der unzähligen unbefestigten Pisten fährt und man gerade dort zu Fuß unterwegs ist, dann atmet man den Staub, man schmeckt ihn, und man sieht ihn. Oder eigentlich nicht, weil man dann schnell die Augen zumacht.
Die Wasserknappheit zeigt sich auch in der Stromversorgung. Immer wieder werden Stadtteile abgeschalten, Stromausfälle sind gegenwärtig an der Tagesordnung. Abends hört man dann dort, wo man es sich leisten kann, die Generatoren brummen. Obwohl wir, auch wegen der Hitze, eigentlich drei Mal am Tag duschen könnten, gehen wir sparsam mit dem wertvollen Nass um. Nun, noch fließt zumindest genug Wasser den Berg herunter, dass auch die vielen Gärten gegossen werden können. Dadurch ist es selbst in Moshi immer noch erstaunlich grün.
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Trockenzeit auch in Machame |
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Nestbau in beeindruckender Perfektion |
In Machame und den benachbarten Orten hier am Fuß des Kili ist noch mehr Feuchtigkeit vorhanden, aber auch hier lassen die großen Bäume ihre Blätter fallen, so dass man sich im Herbst glaubt. Andererseits bauen die Vögel wie die Verrückten an ihren Nestern und legen Eier - hoffentlich ein Anzeichen dafür, dass es bald Niederschläge gibt und nicht eine Investition in eine ungewisse Zukunft.
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Es gibt viele Orte in Moshi, von denen aus man den Kili sieht |
Wenn ich mir den frühen Wintereinbruch in Deutschland anschaue und bedenke, dass es da zuweilen innerhalb einer Woche 25 Grad kälter geworden ist, dann ist das wirklich beachtlich. Umso erstaunlicher finde ich es aber nach wie vor, dass man hier auf knapp 900 Metern bei 35 Grad Celsius (im Schatten) vor sich hinschwitzend auf den Kibi hinaufschauen kann - wohl wissend, dass es dort mindestens 40 Grad kälter ist. Das zeigt einmal mehr die Besonderheit dieser Region in Äquatornähe und erklärt die Faszination, die der Kilimanjaro auf viele Menschen ausübt. Auf uns zum Beispiel immer noch so wie an dem Tag, als wir ihn das erste Mal sahen.
P.S.: Ach so - wir haben hier zwar Schnee, aber wir hatten keine Sommerzeit. Insofern sind wir ab heute Deutschland zwei Stunden voraus.
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