Sonntag, 16. Dezember 2012

15. Tag: Maun - Okavango-Delta

Der Tag begann mit einer bösen Überraschung. Während der Nacht hatte ich das Gefühl, mir die linke Nackenseite verbrannt zu haben. Nun, das wäre bei der kräftigen Sonne durchaus möglich. Am Morgen fühlte ich zunächst mit der Hand und spürte eine Blase. Ich bat Heike, nachzuschauen, und bekam ein "Oh, oh" zu hören. Es war nicht nur eine Blase, es waren gleich mehrere kleine und vier große, etwa einen Zentimeter lang und einen halben breit und hoch. Ich erinnerte mich, dass am Abend etwas an meinen Hals geflogen und ein paar Zentimeter gekrabbelt war, bevor ich es abschütteln konnte.

Im Bad traf ich Hendrik, zeigte ihm die Bescherung und er meinte, dass das die Spuren eines Blister-Beetles, also eines Blasenkäfers seien. Ich kann euch sagen, haltet euch von diesen Viechern fern. Es brennt wie die Hölle, über den Tag sind noch ein paar Blasen gewachsen. Wir haben Desinfektionmittel draufgemacht, damit sich möglichst nichts entzündet, wenn eine aufplatzt. Dabei sollte ich das möglichst vermeiden, hat Hendrik herausbekommen und auch Anouk, angehende Ärztin, empfohlen.


Ich war zumindest lange Zeit heute ziemlich niedergeschlagen, zum einen wegen der Schmerzen, zum anderen, weil das Thema Schwimmen im Delta damit selbstverständlich erledigt ist. Ungeachtet dessen machte ich mich aber mit Heike und den anderen auf die Fahrt. In einem Uralt-Mercedes, offen, die Sitze auf der Ladefläche seitlich. Es war eine schöne 70-minütige Fahrt in den Nationalpark, auf der wir den Büffelzaun passierten, der die zum Verzehr und Export gedachten Rinder von ihren wilden Verwandten fernhalten soll. Das funktioniert momentan nicht so gut, weil Elefanten den Zaun an mehreren Stellen niedergewalzt haben. Insofern sieht man zurzeit auch Hausrinder im Delta.

 An unserem Ziel, einer kleinen Bucht, lagen schon mehrere Mokoros bereit. Das sind traditionelle Einbäume hier im Okavango-Delta. Die für die Touristen sind allerdings nicht mehr aus Holz, sondern aus Plastik. Das beeinträchtigt zwar aufgrund des geringeren Gewichts die Stabilität etwas, sorgt aber im Fall eines Kenterns dafür, dass man nicht unter dem Mokoro eingeklemmt werden kann. Jedes Mokoro wurde mit zwei Mann und einem Poler besetzt, das ist der Mann bzw. die Frau, die das Gefährt mit einer langen Stake antreibt und lenkt.

Auf weiteren Mokoros wurde unser Gepäck transportiert, wie Zelte, Gasflasche und -kocher, Essen, Stühle und was man so für zwei Nächte auf einer unbewohnten Insel braucht. Die Fahrt ist etwas wacklig, aber man gewöhnt sich schnell daran. Es ist wie in einem Kanu. Durch das Riedgras sieht man kaum etwas, so lange man sich in den von Flusspferden erschaffenen und von Menschen verbreiterten Zwischenadern bewegt. Manchmal öffnet sich die Fahrstrecke zu größeren Kanälen und selten auch zu kleinen Seen. Die meisten sind gespickt mit hunderten Tagwasserlilien, wunderschöne Blumen, die einen überaus angenehmen Geruch verströmen.

Ein See war blütenfrei, und ihr könnt euch sicher unsere Überraschung vorstellen, als so etwa 25 Meter von uns entfernt laut prustend ein Flusspferd auftauchte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, sich mit diesem gewaltigen Geschöpf und einem wackligen Boot auf Sichtweite im gleichen Wasser zu wissen. Es interessierte sich zum Glück nicht für uns. Nach 75 Minuten hatten wir unser Ziel erreicht, eine kleine Insel im südlichen Bereich des Deltas. Das wird durch den aus dem angolanischen Hochland kommenden Kavango gespeist, und der hat gerade Niedrigwasser.

Will heißen, dass es hier im Süden keine großen Wasserflächen gibt, sondern die weit im Norden zu finden sind. Dort sind auch momentan die meisten Tiere, weshalb uns klar war, dass wir wohl kaum Tiere auf unseren Wanderungen sehen werden. Auch wenn die Regenzeit hier schon angefangen hat und einige heftige Gewitter in der Ferne toben. Das ist erst von April bis August anders, wenn der ab jetzt in Angola fallende Regen hier angekommen ist.

Das Camp bauten wir unter einem großen Baum auf, in der Mitte eine Feuerstelle. In dem Areal liegende Elefantenhaufen beweisen, dass die grauen Riesen hier ab und zu herumtrampeln. Nach dem Lunch gingen die meisten erst einmal ins Wasser, in der Nähe gibt es eine Stelle, wo das gefahrlos möglich ist. Dort lagen auch ein paar Mokoros zum Üben bereit. Ich konnte mir das leider nur von Ufer anschauen, aber immerhin ließen die Schmerzen an meinem Nacken langsam nach.

 Die Wanderung am späten Nachmittag war gut aus Gründen der Bewegung, das war es aber auch schon fast alles. Wir sahen Knochen eines 2008 gestorbenen Elefanten und ein paar Vögel, allerdings von letzteren bei weitem nicht so viele, wie wir erhofft hatten. Unser Guide war nicht nur äußerst schlecht zu verstehen, seine Erklärungen waren zuweilen auch reichlich sinnlos. Beispiel gefällig? "You see Bird? It's white Bird." Ja, das hätten wir dann auch noch erkannt.

 Im Camp ist Hendrik für das Kochen verantwortlich, und er macht das echt gut. Sogar ohne Rede, das holt vielleicht manche Mitreisende in ihrer Begeisterung für Farai etwas runter. Alles in allem war das, von der Bootsfahrt abgesehen, der erste Tag unserer Tour, der Heike und mir nicht so gefallen hat.

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