Dienstag, 1. Januar 2013

27. bis 30. Tag: Malawi-See

Ein gesundes neues Jahr euch allen. Heute ist Neujahr. Wir haben gerade Malawi hinter uns gelassen und sitzen nun seit einer guten Stunde an der tansanischen Grenzkontrolle fest. Das liegt daran, dass derjenige, der die Einreisegebühr für die Trucks erhebt und bestätigt, heute noch nicht zur Arbeit erschienen ist. Tja, das ist Afrika. Aber eine gute Gelegenheit, die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen.

Die Straßen sind seit der Einreise nach Malawi ziemlich holprig geworden, keine Chance mehr, unterwegs zu schreiben. Das Land selbst ist sehr schön. Hügelig bis bergig, unwahrscheinlich grün und wahnsinnig viele Menschen. Immer wieder Wechsel zwischen Ackerland und Wäldern, manchmal ein paar Affen am Straßenrand. Und selbstverständlich der Malawi-See.

Nach dem Victoria- und dem Tanganjika-See der drittgrößte in Afrika, erstreckt er sich über eine Länge von fast 600 km und nimmt damit 20 Prozent der Fläche Malawis ein. Unser erstes Quartier bezogen wir am Kande Beach und beschlossen kurzerhand, hier nicht zwei, sondern drei Nächte zu bleiben und erst Silvester weiterzufahren. Das brachte uns zwar um die Möglichkeit, von Chitimba aus die von Livingstone gegründete Mission zu erwandern. Aber 32 Kilometer Strecke erschienen uns bei Temperaturen von an die 30 Grad, hoher Luftfeuchtigkeit und brennender Sonne dann dich nicht verlockend genug.

Die Campsite hat einen wunderschönen Strand, eine 800 Meter vorgelagerte Insel und gute Möglichkeiten zu einem Upgrade. Wir hatten von unterwegs schon zwei Nächte in einem Bungalow vorgebucht. Der war geräumig,hatte Toilette und Dusche und eine schöne Terrasse mit zwei Stühlen, in denen sich die größte Hitze ebenso gut ertragen wie der Abend in trauter Zweisamkeit verbringen ließ.

Die dritte Nacht mussten wir dann wegen der großen Belegung und zahlreicher Vorbuchungen umziehen und entschieden uns, ein Beach-Chalet zu nehmen, was nicht mehr ist als ein Spitzdach-Hüttchen mit zwei Betten und einem Tisch. Aber das samt einer kleinen Terrasse davor direkt am Strand, echt traumhaft. Und mit 11 Euro für uns zusammen spottbillig.

Selbstverständlich bestanden die Tage hier nicht nur aus den Nächten. Am ersten Morgen trafen sich sechs von uns am Tauchcenter und fuhren dann mit einem Schlauchboot zur Kande-Insel, die schon erwähnte Felseninsel vor unserer Nase. Lee, die Südkoreanerin, tauchte mit mir, das erste Mal seit langer Zeit. Nach einem etwas holprigen Start, ich musste ihr noch Blei aus dem Boot holen, war sie offensichtlich sehr nervös. Am Grund, also in etwa 13 Meter Tiefe, angekommen, nahm sie meine rechte Hand und ließ sie bis zum Auftauchen nicht mehr los. Der Tauchgang stellte keine Anforderungen, keine Strömung, etwa 8 Meter Sicht, keine Gefahr, sich zu verirren. Und auch nichts Sensationelles zu sehen, nur Barsche in verschiedenen Farben, Mustern und Größen. Der Malawi-See ist berühmt für seine Barschvielfalt, und so waren es für mich durchaus interessante 50 Minuten. Zumal ich das erste Mal völlig ohne Anzug und damit ohne Blei tauchte, was durch das 28 Grad warme Süßwasser möglich wurde.

Den eigentlich von vier von uns geplanten zweiten Tauchgang wollte dann außer mir keiner mitmachen. Also ging ich mit Guide Hermes allein auf die zweite Runde, die uns diesmal um die Insel herumführte. Hier war zeitweise die Sicht etwas schlechter, dafür sahen wir größere Fischschwärme. Und schließlich sogar eine große weiße Krabbe und einen Catfisch, die größte Fischart hier im See. Dann versuchten wir, einen kleinen noch zappelnden Fisch aus den viel zu engen Maschen eines Fischernetzes zu befreien. Das gelang zwar unter Zuhilfenahme des Messers, für den kleinen Kerl kam aber leider jede Hilfe zu spät.

In der Nacht erlebten wir bei geöffneter Tür aus unserem Bett ein spektakuläres Gewitter, am nächsten Morgen hatten sich die Wolken aber wieder verzogen. Wir genossen den Tag an diesem wunderschönen Ort. Am Nachmittag schwamm ich mit Brett auf die Insel. Es hat großen Spaß gemacht, ich hab mich richtig lebendig gefühlt. Dort sprangen wir von einem etwa 5 Meter hohen Felsen ins klare Wasser, dann ging es wieder zurück an den Strand. Schön zu spüren, dass man doch noch nicht eingerostet ist.

Da es am Silvestertag nur 220 km waren, mussten wir nicht allzu früh los. Gegen Mittag waren wir dann im neuen Camp und freuten uns darüber, einen Tag länger am Kande Beach geblieben zu sein. Der Strand dort ist Klassen besser. Ungeachtet dessen machte uns der SilvesterAbend großen Spaß.
Wir begannen um 15 Uhr mit Neujahr in Melbourne, dann 17 Uhr in Seoul, 21 Uhr in Islamabad, 23 Uhr Moshi und schließlich Mitternacht unser eigener Standort. Bis zum Jahreswechsel in Deutschland eine Stunde später habe ich es nicht mehr ausgehalten. Unser Engländer Az (2 Uhr Malawi-Zeit) und unsere Brasilianer haben ihr Neujahr (4 Uhr) verschlafen, zum Wechsel in New York (7 Uhr) waren wir dann schon unterwegs zur Grenze nach Tansania.

Wir saßen mit vielen Südafrikanern ums Lagerfeuer, der Wind hatte nach dem Sonnenuntergang nachgelassen und gedreht, so dass wir sogar ausnahmsweise mal nicht im Rauch saßen. Ein paar hatten Raketen gekauft, sie aber in den Sand gesteckt, so dass sie alle am Boden blieben. Und die langen Stangen schossen zwar viele Leuchtkugeln in die Luft, aber nicht sehr hoch und sie waren auch sehr klein. Das war auf jeden Fall das lustigste Feuerwerk, das ich je gesehen habe.

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