Montag, 24. Juni 2013

PS – Pooh Scriptum 7

Es gibt kluge Menschen, die auf die Reinhaltung der deutschen Sprache achten. Nun, ich bin ja nur ein kleiner, einfältiger Bär. Aber ich finde, auch die deutsche Sprache sollte mal gereinigt werden. Wenn man so weitgereist ist wie ich, dann merkt man nämlich aus dem Blick der anderen, was für eine schwere Sprache hier gesprochen wird.

Mein Mensch schimpft ja ganz gerne mal über das Französische. Und zwar über den Unterschied zwischen Schreibweise und Aussprache. Ich gebe zu, dass ist nicht nur knifflig, das ist unverständlich. Man muss es lernen, man kann es nicht verstehen. (Und mit dem Lernen hat es mein Mensch aus Faulheitsgründen nicht so – zensiert.) Wie zum Beispiel die Zählerei. Ich glaube ja, alle Franzosen sind tolle Kopfrechner. Während man in Deutsch zur Zahl 97 "sieben und neunzig" sagt und in Englisch "neunzig sieben" (was mir logisch erscheint), macht der Franzose eine Matheaufgabe daraus. Nämlich "vier zwanzig zehn sieben". Schon komisch, oder?

Aber es gibt auch in der hiesigen Muttersprache Dinge, die man nicht verstehen kann. Sprecht mal bitte „wir“, „vier“, „ihr“. Und? Irgendeinen Unterschied bei der Sprechweise des „i“ gemerkt? Nö. Warum schreibt man es dann mal allein, mal mit „e“ und mal mit „h“? Das funktioniert auch mit „e“ bei „Tee“ und „Zeh“ oder „Heer“ und „Wehr“. Nein, Bär“ wird nur in Thüringen wie „Behr“ gesprochen. Das gilt nicht bei Betrachtungen der deutschen Sprache.   

Weitere Beispiele gefällig?  Da wäre das „a“ – „Bar“, Haar“, wahr“. Und mit „u“ geht’s auch: – „Gnu“ und „Kuh“. Wobei letzteres Wort einen doppelten Sonderfall darstellt. Sagt mal beim nächsten Gespräch über Kühe nicht „Kuh“ sondern „Q“. Ihr werdet überrascht sein: Kein Mensch merkt das. Und ihr habt beim Sprechen gleich zwei Buchstaben gespart.
 
Verhängnisvoll finde ich die deutsche Neigung zu zusammengesetzten Substantiven. Während ich als Bär mir einen „Bauernschinken“ noch halbwegs schmackhaft vorstellen kann, möchte ich lieber nicht wissen, woraus die „Bauernmilch“  gemacht war, die mein Mensch neulich im Allgäu trank. Ein fleißiger Zeitgenosse muss hingegen derjenige gewesen sein, der „Imkerhonig“ produziert hat. Das ist für viele Bienen schon ganz schön stressig. Na ja, und das „Jägerschnitzel“ kennt sicherlich jeder von euch, ebenso wie „Hundekuchen“. Erstaunlich, dass die meisten dieser Missbildungen die Nahrung betreffen. Gehört da eigentlich der „Menschenauflauf“ auch hinein? Oder ist der „Kartoffelauflauf“ eine Versammlung erdgebundener Knollenfrüchte?

Aber es gibt auch andere Beispiele wie den beliebten „Zitronenfalter“, „Sonnencreme“ oder „Strohwitwer“. Etwas brutal finde ich persönlich ja „Babyöl“. Wie viele Exemplare nehmt ihr Menschen da für einen Liter? Schrumpft Deutschland vielleicht deshalb??? „Landstreicher“, „Wagenheber“ und „Buchhalter“ klingen hingegen nach nicht ganz so erstrebenswerten Berufen. Wobei mir überhaupt einfällt, dass viele zusammengesetzte deutsche Substantive auch Berufsbezeichnungen sein könnten. „Taschenmesser“, „Flaschenöffner“, „Salzstreuer“, „Fernseher“, „Eiskratzer“, „Wolkenkratzer“, „Hosenträger“, „Lautsprecher“, „Wäschetrockner“ oder „Matratzenschoner“ sind doch coole Jobs. 

Soll ich euch ein Geheimnis verraten? Ich wäre ja gerne mal „Büstenhalter“. Aber nicht weiter sagen, bevor mein Mensch das wieder zensiert. Oder, was viel schlimmer wäre, es meiner lieben Frau Aussie sagt – die würde dann sicherlich zum Bärserker werden ;-)

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