Dienstag, 2. Dezember 2014

Ab in die Wüste - die Wahabi Sands

Turtle Beach Resort – 1000 Nights Camp

Ganz bis zu tausendundeiner Nacht haben wir es dann doch nicht geschafft. Aber dieser Tag, der im 1000 Nights Camp endet, war schon ein märchenhafter. Die Straße führt uns vom Meer weg gen Südenwesten, zwischen ausgedehnten Sandfeldern hindurch. Hier sind die „Achtung Kamele“-Schilder nicht bloße Staffage, hier laufen diese Tiere tatsächlich – ziemlich desinteressiert am Straßenverkehr – herum. Die meisten Unfälle, so hört man, ereignen sich im Oman wegen Kamelen und Ziegen. Also Augen auf im Straßenverkehr. Ein echter Hingucker ist gegen Mittag erreicht, das Wadi Bani Khaled. Ein kurzer Fußweg entlang des Wasserlaufes, dann öffnet sich das Tal und man erblickt ein künstlich angelegtes, aber vom Fluss über das ganze Jahr gespeistes großes Becken, das förmlich zum Baden einlädt. 

Dieser Wadi trocknet nicht aus, so dass hier ein saftig grünes Tal entstanden ist, das tatsächlich einem Märchen entsprungen zu sein scheint. Kleine Brückchen führen zu Ruhepunkten. Es lohnt sich aber, diesen Bereich hinter sich zu lassen und dem Fluss etwas weiter nach oben zu folgen. Hier bildet er im Gestein natürliche Pools mit kleinen Wasserfällen, manche erreicht man nur schwimmend von unten, andere laufend. Allen gemein ist das klare, sprudelnde, erfrischende Wasser, von dem man sich gar nicht mehr lösen will. Selbstverständlich kann ich der Versuchung nicht widerstehen, auch die hier befindliche Höhle aufzusuchen, teilweise recht eng und stickig heiß. Hier kommt man dem Geheimnis auf die Spur, wo der Fluss denn herkommt, denn er entspringt unter dem Gebirge und rauscht in der Höhle schon kräftig, bevor er wenig später ans Tageslicht tritt. Diese Naturattraktion darf man sich nicht entgehen lassen, auch wenn es längst kein Geheimtipp mehr ist, wie der übervolle Parkplatz bewies, den wir bei unserer Rückkehr vorfanden. Übrigens waren es Amerikanerinnen und Italienerinnen, die von Kleiderordnung offensichtlich noch nie was gehört haben und hier unter den Augen Einheimischer im knappen Bikini schwimmen mussten, obwohl überall Hinweise zum Tragen angemessener Kleidung zu sehen sind. Bei manchen Menschen ist es wirklich besser, sie bleiben zu Hause.

Eine Dreiviertelstunde später erreichen wir die im Tourbook beschriebene Tankstelle in Bidiyah, wo angeblich um 15 Uhr ein Konvoi zum 1000 Nights Camp starten soll. Nun, von einem Konvoi nichts zu sehen, auch ein Anruf im Camp bringt keine Klärung. Da wir uns zu dem Zeitpunkt schon mehr oder weniger (ich mehr, Heike weniger) entschlossen haben, das Abenteuer allein anzugehen, bereitet uns das aber kein Kopfzerbrechen. Wir nehmen das Angebot eines Fahrers an, uns zu einem Luftablasser zu bringen, da man in der Wüste nur mit wenig Luft auf den Reifen fahren soll. Für 1 OMR ist das schnell erledigt, und da der Mann sagt, dass er später noch Gäste ins Camp bringen wird, machen wir uns auch keine Sorgen, irgendwo unentdeckt liegen zu bleiben. Noch ein bisschen Straße, dann geht es auf gut 35 km Wüstentrip. Die letzte Ortschaft verschwindet schnell hinter den Dünen, 180 km lang und bis zu 80 km breit sind die Wahadi Sands. Die Piste ist gut zu erkennen, teilweise sausen wir schwimmend wie ein Wüstenschiff durch den Sand. Mir macht es echt großen Spaß, und nach einer Weile entspannt sich Heike auch.

Ein schwieriges Stück ist eine Serpentine auf eine Düne hinauf, aber als das überstanden ist, machen wir uns auch in Bezug auf die Wüstentauglichkeit des Fahrzeugs keine Sorgen mehr. Kamele schauen uns zu bzw. ziehen unten im Tal ihrer Wege, während wir die Dünen entlang fahren zu unserem Tagesziel. Das 1000 Nights Camp besteht zum Teil aus Beduinenzelten mit gemauertem, nach oben offenem Bad, zum anderen aus festen Bungalows. Wir haben ein Beduinenzelt, in dem man sich wieder wie in ein Märchen versetzt fühlt. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt erst einmal nicht, wollen wir doch den Sonnenuntergang von der Düne aus genießen. Also schnell (was man im Sand so schnell nennt) hinauf gekraxelt und ins milchige Gelb-Orange geschaut, das den Abschied vom Tag mit sich bringt. Wieder im Camp gibt es schon Essen, diesmal im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Unterkünften ohne Alkohol. Dafür sind die alkoholfreien Getränke und das Wasser im Preis inbegriffen. Wir treffen zwei Exil-Tansanier, die hinter dem Grillbüffet stehen und die ich mit meinen Kiswahili-Fetzen richtig erfreue. Im Oman ist übrigens das Mitführen von Alkohol im Auto bis auf wenige Ausnahmen verboten. Aber wir können schließlich auch ohne Hilfsmittel fröhlich und glücklich sein. An einem Ort wie diesem überhaupt kein Problem. (Nein, Rainer. Auf einen guten Whisky möchte ich trotzdem nicht dauerhaft verzichten. Erst recht nicht mit Dir. Wir sehen uns spätestens im Mai 2016.)

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