Sonntag, 14. September 2014

Überraschung für Heike oder: Ein unvergesslicher Fuffzigster

Der Geburtstagsmorgen im Norden der Serengeti - herzliches Dankeschön an alle Gratulanten
Irgendwann ist es soweit. Und alle, die es erreichen, sollen glücklich sein und nicht darüber jammern, „so alt“ zu werden. Sagt Heike. Und die muss es wissen. Denn sie ist es nun auch. 50 Jahre. Jung. In ihrem Herzen viel jünger, und – das sage ich nicht nur als der von ihrer guten Laune abhängigen Ehemann ;-) – auch äußerlich sieht man ihr die fünf Jahrzehnte nicht an.  Dennoch: So ein 50. Geburtstag ist etwas ganz besonderes. Da Heike auf jeden Fall 100 werden will, ist es ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dahin, und so sollte es auch ein besonderer Tag werden. Aber was schenkt man einer Frau, die immer sagt, sie hat alles, und sonst braucht sie nichts?

Also hab ich überlegt, und wie meistens lief es auf einen gemeinsamen Urlaub hinaus. Den organisierte ich für Ende November, dann ist hier Ruhe wegen der Regenzeit. Aber es sollte halt auch noch etwas am Tag der Tage sein, und letztlich bin ich bei etwas Naheliegendem hängengeblieben. Ein Rundflug um und über den Kilimanjaro, das wäre was. Rumgefragt, hier gehorcht, da gesucht und schließlich jemanden gefunden. Dann Freunde und Familie angefunkt, ob sie ein Schärflein beitragen würden, um die Idee in die Tat umzusetzen. Die Resonanz war großartig, dafür vielen herzlichen Dank.

Immer mal wieder trübe Aussichten in diesen Tagen am Kili
Dummerweise spielte aber die Großwetterlage nicht mit. Will heißen, El Niño, der uns schon seit der Regenzeit mit reichlich Wolken und Nässe „beglückt“, meinte es nicht gut mit uns. Schon Tage vorher sagten die Flugkundigen, dass die Chance für einen Flug im September mit so einem kleinen Flieger recht gering sei. Und bei den vielen Wolken müsse man ohnehin erwarten, dass das Erlebnis eher ein getrübtes ist. Nun war guter Rat teuer, zumal Heike, die „Wunschlose“, zwischenzeitlich doch einen Wunsch geäußert hatte, nämlich ihren Geburtstagsabend im Tarangire-Nationalpark zu verbringen. Um dann ein paar Tage später nachzuschieben, dass sie doch gerne zwei Nächte dort wäre.

Was soll's wieder herumgehorcht, gefragt, recherchiert und letztlich beim Kampi Kampi, einem schönen kleinen Zeltcamp im Norden der Serengeti, gelandet, in dessen Nähe sich im September einige Teilnehmer der Migration herumtreiben sollen. Angefragt, zwei Nächte gebucht und das Geburtstagsgeld in den Flug investiert – nun zwar nicht über den Kilimanjaro, aber über den Ngorongoro-Krater und die Serengeti. Heike wusste selbstverständlich von alldem nichts, außer, dass wir irgendwo hinfahren.

Ankunft in der Serengeti
Am 12. starteten wir früh am Morgen nach Arusha, wo wir um 6 Uhr die ersten auf dem Flugplatz waren. Anderthalb Stunden später startete die Cessna von Coastal Aviation in Richtung Norden. Nach einem Zwischenstopp am Lake Manyara überflogen wir den leider in Wolken gehüllten Ngorongoro-Krater, aber danach riss die dicke Wolkendecke mit einem Mal ab und wir erlebten eine Flugsafari vom Feinsten. Büffel, Elefanten, Antilopen, Zebras und Gnus zogen unter uns dahin, dazwischen immer mal wieder ein Safari-Jeep. Nächster Stopp war in der Mitte des Nationalparks, in Seronera. Als wir uns wieder in die Lüfte erheben wollten, mussten wir erst noch einen Geparden passieren lassen, der das Landefeld überquerte. Einfach der Wahnsinn.

Die "Brücke" über den Mara
Und dann erreichten wir Kogatende, direkt am Mara River gelegen, wo eine Unmenge Jeeps auf Gäste wartete. Fast jede Minute startete oder landete eine der kleinen Maschinen, die zumeist wie unsere 13 Passagiere befördern können. Wir wurden schon erwartet von Zoltan, dem Camp-Manager, und Salim, der uns die nächsten zwei Tage als Fahrer umherkutschen sollte. Abenteuerlich ging es los mit der Fahrt durch den Mara River, denn so richtig von einer Brücke kann man bei der in den Fluss gesetzten schmalen Fahrbahn nicht sprechen. Wir hatten Glück, dass der Fluss nicht mehr Wasser hatte, sonst hätte das einen Umweg von mehr als 100 Kilometern bedeutet.

Tiere über Tiere - der Haupttross der Migration war zwar schon weitergezogen, aber was wir sahen, reichte völlig aus
Unser Zelt im Kampi Kampi
So kann man Camping genießen
Wenig später stoppten wir an einer Flussbiegung, schauten Hippos beim Baden zu und aßen unsere Sandwiches. Dazu gab es Tee und Kaffee aus dem Jeep-Vorrat. Softdrinks und Bier aus der Kühlbox hoben wir uns für später auf. Gut zwei Stunden fuhren wir bei fantastischem Wetter herum, sahen tatsächlich Unmengen von Gnus, Zebras, viele Geier, Gazellen und einiges andere, was so kreucht und fleucht. Zum Mittag fuhren wir ins Camp – Kampi Kampi genannt. Sechs Tented Camps, also große Hauszelte mit guter Ausstattung, warten hier auf Gäste. WC und Dusche aus dem Eimer (Wasser wird vom Staff erhitzt, eingefüllt, dann wird der außen angebrachte Eimer hochgezogen) sorgen für Annehmlichkeiten, die man so weit im Niemandsland gar nicht erwartet. Luxuriös, aber nicht überzogen. Strom nur stundenweise, Solarenergie und Generator gemixt, ein sehr schönes Konzept. Das Camp ist vom Juni bis Oktober im Norden der Serengeti, von Dezember bis März im Süden – je nachdem, wo sich die Migration gerade abspielt.

Serval - relativ selten zu sehen
Abendstunde - immer wieder schön
Nach Essen, Mittagsruhe und Kaffee (geniale Muffins) startete die zweite Pirschfahrt. Mit einem unglücklichen Fahrer Salim, der verzweifelt nach Löwen Ausschau hielt, aber keine fand. Unsere Versuche, ihn zu beruhigen, fruchteten nicht wirklich. Dabei waren wir tatsächlich total glücklich. Neben den schon erwähnten Tieren waren nun auch Elefanten und Giraffen zu sehen, später kamen Hyänen dazu und sogar eine Serval-Katze, die wir noch nie vorher beobachtet hatten. Ein kurzer Ausflug nach Kenia (hier grenzen Serengeti und Masai Mara aneinander), ein kühles Bierchen dazu und später einen genialen Sonnenuntergang – was will man mehr?! Später saßen wir dann mit den anderen Gästen und Rotwein am Lagerfeuer, bis wir zum köstlichen Dinner gerufen wurden.

Löwenfamilie hält Morgenruhe
Der Papa ein bisschen abseits
Nachts schliefen wir so gut, dass wir nicht mal die Hyänenjagd auf ein Gnu in der Nähe unseres Zeltes bemerkten. Heikes Geburtstag startete um 6 Uhr, wir bekamen Kaffee und Muffins ins Zelt gebracht sowie heißes Wasser zum Waschen, dann ging es schon wieder los. Zoltan war wieder mit von der Partie, ein unglaublich sympathischer Ungar, mit dem wir sogar gemeinsame Bekannte in Moshi haben. Er erzählte uns viel über das Leben in einem Serengeti-Camp, über die Tiere und die Menschen, und so nebenbei fanden wir nach unglaublich vielen Hyänen sogar eine Löwenfamilie mit Vater, fünf Müttern und fünf Kindern, die offensichtlich satt und zufrieden und ein bisschen neugierig dalagen und schauten, was wohl die Typen in den komischen Gefährten so machen.

Einfach unglaublich, solche Mengen wilder Tiere auf einem Haufen zu sehen. Das allein hätte uns schon gereicht
Frühstück in der Serengeti - umringt von Gnus und Zebras
Da nun auch unser Fahrer glücklich war, konnten wir uns ein schönes Fleckchen zum Frühstücken aussuchen. Wir fanden einen Baum, bauten umringt von Gnus und Zebras Stühle und ein kleines Büffet auf und ließen es uns schmecken. Ein einzigartiges Erlebnis inmitten eines einzigartigen Erlebnisses. 

Geparden-Brüder beim Faulenzen
Weiter ging es durch Herden von zigtausenden von Gnus, bis wir schließlich zwei im Schatten faulenzende Geparden-Brüder fanden, die sich bereitwillig ablichten und bestaunen ließen. Zum Mittagessen ging es wieder ins Camp, zur Abendpirschfahrt suchten wir dann den Fluss auf. Dort standen zwar einige Zebras und Gnus passierbereit in der Nähe, aber irgendwie konnten sie sich doch nicht entschließen, den Fluss zu queren – kann ich verstehen, wenn da schon ein totes Gnu rumliegt. Also „trösteten“ wir uns mit einer Elefantenfamilie, die ein paar Bäume und Büsche kurz und klein fraß. Wieder am Fluss, öffnete Zoltan eine Flasche Prosecco und wir stießen auf Heikes Geburtstag an, sahen Krokodilen zu, die sich um ein Stück totes Fleisch im Fluss balgten und genossen das Leben.

Geburtstagskuchen im Kampi Kampi
Prost auf den Fuffzigsten
Nach Gin Tonic und Whisky am Lagerfeuer und dem Dinner im Camp gab es dann noch Kuchen – für Heike zum Geburtstag und für zwei Iren, die auf Hochzeitsreise waren. Inklusive reichlich einheimischer Lieder, die letztlich alle zum Tanz und Zug durch das große Esszelt bewogen. 

Das Lamai-Flugfeld ist mittendrin
Der Poohlot war auch mit. Logisch
Am nächsten Morgen – Kaffee mit Blick auf Elefanten unweit der Zelte – hieß es dann schon Abschied nehmen vom Kampi Kampi und seinem tollen Team, es galt, gut 30 Kilometer bis zum Lamai-Flugfeld zurückzulegen. Das liegt auf der gleichen Seite des Mara wie das Camp, also keine Gefahr durch eine Flussquerung. Unterwegs wurden wir noch einmal von migrierenden Herden verwöhnt, so schön haben wir uns beide das nicht vorgestellt. Über Kogatende, Seronera und Manyara ging es dann mit dem Flieger zurück nach Arusha, wobei der Flug ein bisschen „holpriger“ als der Hinflug war, wir aber immerhin einen Blick in den wirklich beeindruckenden Ngorongoro-Krater werfen konnten.

Nicht nur wir hatten tierischen Spaß an den Tagen in der Serengeti - auch der Löwe kam auf seine Kosten
Abschiedsmorgen im Kampi Kampi
Danke an alle - wir haben euch lieb
Am Ende dieser tollen Tage bleibt nur allen zu danken, die uns beim Zusammenstellen und Finanzieren unterstützt haben, dem Team von Kampi Kampi, besonders Manager Zoltan, den Fliegern und dem Team in Moshi von Coastal Aviation und vor allem unseren Familien und Freunden, die mit ihrem Geburtstaggeld geholfen haben, dass Heike den schönsten 50. Geburtstag ihres Lebens hatte.

Und wenn ihr wissen wollt, was uns in Zukunft passiert, dann schaut doch immer mal rein in Travelling Poohs Blog


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