Kaffee
to go ist neudeutsch – Kaffee zum Mitnehmen. Für uns nicht. Hören wir Kaffee to
go, dann denken wir an Kaffee Togo. Der ist eine interessante Mischung aus Nescafé-Granulat, Ovaltine-Pulver und Trockenmilch. Die mit heißem
Wasser übergossen und verrührt ist Kaffee Togo. Oder ganz genau: Kaffee a la
Elee. Getrunken wird der in Lomé, Hauptstadt von Togo, Westafrika. In einer
ehemaligen deutschen Musterkolonie, in der man auch heute, 90 Jahre nach dem
Ende der kaiserlichen Zuständigkeit, am Strand stolz von Einheimischen auf die
Reste der Landungsbrücke aufmerksam gemacht wird. Die fällt zwar langsam in
sich zusammen, aber immerhin – sie steht noch. Und ist somit Beispiel deutscher
Wertarbeit, wie sie hier im viertkleinsten Land Afrikas an vielen Stellen –
auch von jüngeren Einheimischen – anerkennend gewürdigt wird.
Der
gute Ruf der Deutschen hier am Atlantik zwischen Ghana und Benin liegt aber
nicht nur an kolonialen Überbleibseln wie weiten Teilen der Infrastruktur,
sondern auch an der Arbeit des Goethe-Institutes. Die hat uns, zugegeben
ziemlich indirekt, an die westafrikanische Küste gebracht, ungeachtet der
Tatsache, dass wir des Französischen gnadenlos unkundig sind. Aber wir haben ja
Elee. Der macht nicht nur einen ganz besonderen Kaffee, sondern ist
Deutschlehrer an einem evangelischen Gymnasium, unterrichtet auch am
Goetheinstitut und war im vergangenen Jahr als Teil eines Austauschprogramms
der wohl besten deutschsprachigen Außenwerbeabteilung, nämlich eben dieses
Goetheinstitutes, zwei Wochen lang unser Gast in Deutschland. Wenig Zeit, ihm
unsere Heimat zu zeigen, aber Zeit genug, um Freunde zu werden.
Kurzentschlossen hatten wir damals den Gegenbesuch
versprochen, baldmöglichst einen Termin geplant, Flüge gebucht und uns dann an
einem regnerischen Ferientag mit Air France von Leipzig über Paris nach Lomé
aufgemacht. Zwei Stunden Verzögerung in Frankreichs Hauptstadt hatten geholfen,
dass unser Gepäck trotz eines äußerst knappen Umsteigefensters den Weg ins
gleiche Flugzeug wie wir schaffte. Das merkten wir allerdings erst gut eine
Stunde nach dem Aussteigen, als unsere Koffer aus dem letztmöglichen Container
den Weg auf das Band fanden. Ins Schwitzen kamen wir da allerdings weniger
wegen des Gedankens, dass das Gepäck möglicherweise erst zwei Tage nach uns
Afrika erreichen könnte, sondern mehr wegen der mit hoher Luftfeuchtigkeit
verbundenen 26 Grad, die sich im engen Gedränge beim Koffererspähen locker
doppelt so warm anfühlten. Das spielte allerdings keine Rolle mehr, als wir den
Zoll passierten und Elee in die Arme schließen konnten. Zehn Minuten und einige
Anfragen wegen privater Spenden später hatten wir uns und unser Gepäck in den
Toyota bugsiert, der samt Fahrer Mensa für die nächste Woche unsere Mobilität
garantieren sollte. Einen Fahrer mit Auto zu mieten ist hier nicht nur deutlich
billiger als einen Mietwagen zu nutzen, sondern auch nervenschonender. Aufgrund
unserer Verspätung hatte die Sonne bereits Feierabend. Weder die
Straßenbeleuchtung noch die Beschilderung hätten dazu beigetragen, dass wir
hier mit eigenen Chauffeurskünsten den Weg zu unserem Ziel gefunden hätten –
der Straßenzustand schon gar nicht. Es war noch ganz schön was los unterwegs,
reichlich Verkaufsstände neben und ungewohnter Trubel am Rand der Fahrbahn. Um
9 Uhr klappt man nämlich in Lomé nicht Bürgersteige hoch, nein, man – oder
besser Frau – kehrt die Straße. Wie mit kleinen Besen große Staubwolken
aufzuwirbeln sind, das kann hier in Perfektion erlebt werden. Rekordverdächtige
Schlaglöcher, Bodenwellen von faszinierenden Ausmaßen und ein wuselnder
Zweiradverkehr ließen uns die 30-minütige Fahrt in der Gewissheit genießen, mit
Elee einen ausgezeichneten Ratgeber an unserer Seite zu haben, der uns diese
Art des Fortkommens empfohlen hatte. Auch wenn die ziemlich altersschwachen
Stoßdämpfer unseres Gefährtes sehr unter der Last von sieben Personen (Elees
Kinder Geraldo, 7, und Elodie, 4, hatten uns mit abgeholt) und etwa 100 Kilo
Gepäck zu leiden hatten, kamen wir heil in unserer Wohnung an. Schnell die
Sachen ausgeladen, schon ging es weiter unserem Freund und Gastgeber, der nicht
weit von unserem Quartier mit seiner Frau Delphine und den Kindern zwei Zimmer
– in einer Art togolesischer Wohngemeinschaft – bewohnt.
Die ohnehin schon
ungewohnte Enge wurde noch verschärft durch die Tatsache, dass Elees Mama und
ihre Schwester, zwei Cousinen, Nichten, Neffen und vor allem Elees Bruder Roger
mit seiner ihm an diesem Tage angetrauten Frau samt Kindern unsere Ankunft zu
einem bewegenden Ereignis machten. Spätestens diese Herzlichkeit zu später
Stunde machte uns klar, dass wir hier außergewöhnliche und unvergessliche Tage
erleben werden. Ausgezeichnet war schon das Begrüßungsmahl aus Reis, Gemüse,
Fisch und einer gekochten Zwiebel-Tomaten-Mischung, die unsere leichten
Ernährungssorgen kurzerhand aus der Welt schafften.
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