Mittwoch, 18. Juli 2012

PS - Pooh Scriptum (2)

Das BeachCrab Resort - ein bärig guter Platz zum Entspannen
Na endlich. Mein Mensch hat wieder mal was geschrieben. Es ist ja wirklich nicht leicht für einen mitteilungsbedürftigen Bären wie mich, lauter Sachen erzählen zu wollen, sie aber nicht aufschreiben zu dürfen. Und ich bin doch auch so vergesslich. Aber Thomas hat mir verboten, über Dinge zu schreiben, die er noch nicht im Blog verewigt hat. Und dann sitzt er erst tagelang rum und bearbeitet Tausende von Bildern, bevor er endlich mal einen Text verfasst. "Es irrt der Mensch, so lang er lebt" - hat mal ein großer Bärenphilosoph gesagt. Er liegt sowas von richtig.


Mein Stern am Ushongo-Beach
Das beste Beispiel dafür ist, dass man mir am Ushongo Beach eine große Ehre hat zuteil werden lassen. Ihr müsst wissen, dass ich der erste Bär bin, der diese Region aufgesucht hat. Um das entsprechend zu würdigen, hat man mir einen Stern am Beach-Walk of Fame gewidmet. Den Beweis dafür sieht man im Bild. Und was sagt mein Mensch? Das sei ein Seestern. Ist das zu fassen?! Weit und breit kein See, nur der Indische Ozean, und der behauptet, das sei ein Seestern. Wahrscheinlich ist er nur neidisch. Oder sauer, weil die Einheimischen ihn mit seinen weißen Beinen und dem, nun ja, plüschigen Bauch für einen Eisbären gehalten haben. Aber hier gibt es nur einen Bären. Moi!

Oh, es gibt so viel zu erzählen. Zum Beispiel vom Elektriker, der nach Wochen doch noch endlich wieder in unserem Basis-Camp im Rose Home auftauchte, um den Dusch-Erhitzer und eine durch den Wasserkocher verschmolzene Steckdose zu wechseln. Letztere unter Strom - ich wette, Jürgen Gutheil hätte schon vom Hinsehen eine Herzattacke bekommen. Es sah allerdings sehr professionell aus, wie der gute Mann die Kabel mit dem kleinen und dem Mittelfinger der linken Hand auseinanderdrückte, um irgendwie mit der rechten die alte Dose ab und die neue dranzubasteln. Er lebt, die verschmolzene Dose ist weg - was will man mehr?

Da wäre auch vom Kiswahili-Lehrer Frank zu berichten. Der hat meinem Menschen erst beigebracht, wie man hier die Stunden benennt. Und darüber offensichtlich vergessen, die Uhr und auch den Kalender zu lesen. Jedenfalls war er immer hier, wenn wir nicht da waren. Und wenn Thomas gewartet hat, kam er nicht. Jetzt sind wir auf der Suche nach einem anderen Lehrer. Falls ihr euch übrigens wundert, weil die Sprache mal so und mal so heißt: Swahili heißt die Sprache im Englischen, das ist zugleich auch die Bezeichnung der Volksgruppe. Kiswahili sagen hingegen die Swahili zu ihrer Sprache, genauso wie sie zum Deutschen Kijerumani sagen. Deutschland heißt übrigens Ujerumani. So, damit hätten wir den Bildungsauftrag auch wieder erfüllt.

Wenn mein Mensch schreibt, dass man, um nicht von der Polizei angehalten zu werden, nur langsam fahren muss und ein bisschen Glück benötigt, so stimmt das nur bedingt. Man braucht nämlich großes Glück, wenn man so fährt wie er. Und so war halt zweimal auf der Strecke nach bzw. von Ushongo Beach einfach einer vor uns, der schneller war und deshalb zur Kasse gebeten wurde. Das ist der Vorteil von Laserpistolen, die muss man zum Beweis hinzeigen, und davor kann man keinen zweiten anhalten. Ich muss Thomas jetzt aber auch mal in Schutz nehmen, da gibt es zwischendurch  Abschnitte mit 30er-Begrenzung, ohne dass man einen Menschen, ein Tier oder ein Haus sieht. Und an einem großen Baobab stehen dann die Gesetzeshüter. Dagegen ist die Wegelagerei in Deutschland ja ganz harmlos. Wie? Wegelagerei darf man nicht sagen? Ach, ich bin doch nur ein Bär.

Das ist kein Strand, sondern zumeist Salz
Der Maasai Busch-Walk war ganz interessant. Besonders das Stapfen durch den Mangrovensumpf war total cool. Ich gebe aber zu, dass es aus sicherer Entfernung zum matschigen Untgergrund und zu den vielen roten Krabben mit ihren großen Scheren für mich angenehmer war als für meine Menschen. Dann ging es durch das trockene Gebiet zwischen den Mangroven, das immer mal wieder vom Meer überflutet wird und manchmal auch Regenwasser ins Meer befördert. Da ist eine Salzkruste drauf, echt krass. Als ich sie gesehen habe, war mir schon klar, dass hier wieder Fotosession angesagt ist. War ganz schön heiß, kann ich euch sagen. Im Maasai-Dorf hat Heike mich dann versteckt. Nicht dass die Kinder mich noch mopsen. Die waren ganz wild drauf, fotografiert und gefilmt zu werden und sich das dann anzuschauen. Dafür, dass wir dahin dürfen, haben die Frauen kleine Päckchen mit Reis und die Kinder Kekse bekommen. Und unsere Begleiter haben auch noch einiges an Schmuck gekauft. War wirklich echt günstig hier. Der Rückweg war dann in der Abendsonne richtig romantisch. Wir haben Giraffenbäume gesehen. Aber leider keine Giraffen.

Freddy ist jetzt auch Pooh-Fan
Ich muss aber an der Stelle noch einmal ein paar Worte zu den Maasai verlieren. Sind ja wirklich nette Menschen. Auch wenn sie oftmals sehr grimmig schauen. Im Olpopongi-Village aber nicht. Freddy hat sich sogar mit mir fotografieren lassen. Ja, so einen weitgereisten Bären hat man nicht alle Tage zu Gast. Und Gäste werden hier sehr freundlich behandelt. Aber es gibt auch etwas, wogegen ich heftig protestieren muss. Dieses blödsinnige Beschneidungsritual. Ich halte es schon für idiotisch, 18-jährige Männer zu beschneiden. Wenn man meint, es sei hygienisch oder von mir aus auch religiös sinnvoll, dann sollte man das so früh wie möglich machen. Aber dass auch noch Mädchen beschnitten werden, obwohl es hier immerhin gesetzlich verboten ist, das finde ich skandalös. Barbarisch. Grausam. Also, ihr lieben Maasai, gewöhnt euch den Mist endlich ab. Auch ihr lebt nicht mehr im Mittelalter. Tradition ist schön und gut. Aber wer mit dem Handy durch die Steppe läuft, der kann sich auch von dem einen oder anderen Überlieferten trennen, ohne seine Kultur zu verraten.

Die kleinen Schildkröten wollten leider noch nicht schlüpfen
Safari und Schildkröten sind für mich ja noch tabu. Aber letztere wurden wenigstens schon mal erwähnt, also kann ich auch ein passendes Bild posten. Da warte ich neben dem Nest, das eigentlich an unserem letzten Ushongo-Beach-Tag hätte schlüpfen können. Es aber nicht tat. Ich hätte gerne mal die kleinen Schildkröten über den Strand watscheln sehen. Und sie selbstverständlich heldenhaft gegen die Krabben verteidigt. Aber vielleicht bekommen wir ja noch eine Chance. Wie ich mitbekommen habe, wollen meine Menschen vielleicht nochmal da hin. Aber die haben so viele Pläne. Ich verrate euch mal ein Geheimnis. Aber nicht weitersagen. Die überlegen, mit dem Zug nach Sambia zu fahren, um sich dort irgendwie zu den Victoriafällen durchzuwursteln. Ich bin ja mal gespannt, was die mir noch alles zumuten. Andererseits hätte ich ja sonst nichts zu schreiben. Also dann: Baadai - bis später.

7 Kommentare:

  1. Wunderschön, wie Pooh schreibt!! Mach(t) weiter so!! Alles Gute aus dem kalten Deutschland :)

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    1. Oh, danke schön. Da werde ich doch so rot wie mein Shirt :-)

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  2. Schön wieder von euch zu hören. Weiterhin eine interessante und schöne Zeit wünschen die Menschen aus der Fröbelstraße 5

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    1. Liebe Grüße an die Menschen aus der Fröbelstraße 5. Lasst es euch gut gehen und genießt den Sommer. Wer weiß, wie lange er anhält.

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  3. wie immer interessant^^ der seestern sieht echt geil aus, schöne farbe.
    achja vati, nimm mich endlich mla bei facebook an x) ich hab dich glaub schon 3mal eingeladen und vorhin extra noch ne nachricht geschrieben.
    Bleibt sauber.

    Euer Kai.

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