Freitag, 3. August 2012

Asterix in Arusha

Erinnert ihr euch noch an den Film "Asterix in Rom", in dem er bei einer Aufgabe den Passierschein A 38 besorgen musste. So ähnlich wie er haben wir uns in den vergangenen fünfeinhalb Wochen gefühlt. Das Problem war, dass für unser Auto ein Originalpapier, nennen wir es der Einfachheit halber den Fahrzeugschein, verloren gegangen war. Monika, die nette Deutsche, die uns das Auto verkauft hat, war bei der Verlustanzeige von Polizei und Zulassungsstelle gesagt worden, wenn sie das Auto ohnehin bald verkaufen wolle, müsse sie für sich keinen neuen mehr ausstellen lassen, weil der Käufer ohnehin einen neuen brauche. An dieser Stelle kamen wir ins Spiel.

Kaufvertrag unterschreiben, Geld übergeben, zur Zulassungsstelle fahren - das war ganz einfach. Dort konnte man sich zwar an Monika erinnern, aber an nichts anderes. Unsere Odyssee begann. Ich möchte euch nicht mit der ganzen Gesichte belasten, die uns viermal in die Zulassungstelle führte, in acht verschiedene Büros, ein paar tausend tansanische Schillinge als Arbeitsermunterung kostete sowie knapp 700 Kilometer beim Pendeln zwischen Moshi und Arusha.

Fakt ist, dass man immer wieder ein neues Formular von uns wollte, bis wir schließlich bis zum Regionalmanager vordrangen. Der darf (wie alle anderen) kein Geld annehmen - und tut es auch nicht. Da ist nämlich eine Überwachungskamera in seinem Büro. Dafür gab er sogar einen Kaffee aus und freute sich, dass er Deutsche zu Besuch hatte, weil er schon zweimal in Deutschland war. Er pfiff dann telefonisch seinen Mitarbeiter zusammen, ließ sich von dem sagen, was wir denn nun brauchen und wünschte uns viel Glück.

Immerhin waren wir damit einen riesigen Schritt weiter. Interessanterweise war nämlich das einzige Hemmnis die Tatsache, dass wir keinen notariell beglaubigten Kaufvertrag hatten. Gut, das hätte man uns auch gleich beim ersten Mal sagen können. Hat man aber nicht. Also sind wir zum Notar - in ein absolut speckiges Büro, wo fünf Damen im Vorzimmer in ihre Computer hämmerten. Wir sagten, was wir wollten, zeigten die Pässe vor (die man nur wegen der Schreibweise unserer Namen sehen wollte) und hatten 15 Minuten später ohne Termin und gegen die Zahlung von lediglich 5 Euro den Vertrag in der Hand.

Zurück in der Zulassungsstelle gaben wir Vertragskopie, Passkopie und Passbild ab. Voller Hoffnung, den Hürdenlauf nun überstanden zu haben. Bis zur Frage: Und wie ist ihre TIN-Nummer? What the f... is a TIN-Number??? Eine Steuernummer, die jeder haben muss, der ein Auto kaufen will. Gut, das hätte man uns auch gleich beim ersten Mal sagen können. Hat man aber nicht. Zum Glück ist die Steuernummerausgabestelle eine Etage höher, also hoch, fragen, anstellen - an eine endlos lange Schlange. Die sich kein bisschen bewegte.

Schließlich riss Monika der Geduldsfaden. Sie ging nach vorn, kam wenig später wieder und holte uns. Sie hatte kurzerhand mal gesagt, dass ich ein Arzt sei, der schnell wieder nach Moshi ins Krankenhaus müsse. Da durften wir ganz vorne in die Reihe - interessanterweise hat keiner gemurrt. Foto, Fingerabdrücke, unterschreiben, das war wahrscheinlich tansanischer Steuernummerbekommrekord.

Mit der Nummer ging es wieder ins Erdgeschoss. Dort bekamen unsere Dokument ein paar Stempel und wir ein Formular mit drei Durchschlägen, mit dem wir in der nebenan befindlichen Bank die Gebühren begleichen sollten. Nach einer halben Stunde Wartezeit hatten wir auch das bewältigt, um uns zurück im Büro von dem Beamten erklären zu lassen, dass wir wohl die jährliche Straßenlizenz von 100 Euro nochmal entrichten müssen, weil ja das Originalpapier weg sei. Ein zarter Wutanfall von mir und die Drohung, mal meinen Freund, den Regionalmanager, anzurufen, halfen, dass ich nur die Kopie der alten Lizenzzahlung abgeben musste. Am Donnerstag, so wurde mir dann versichert, sei der Fahrzeugschein fertig.

Wir gaben der Behördenmühle einen Tag länger zum mahlen und machten uns erst heute wieder auf nach Arusha. Und was soll ich sagen - unsere Unterlagen waren wieder nicht auffindbar. Es ist unglaublich. Laut unserer Antragskopie hatten wir die Nummer 2743. Da wühlte sich dann ein Typ ausdauernd durch mehrere Stapel von Papieren, die alle Nummern zwischen 600 und 1500 trugen. Als ich ihn darauf aufmerksam machte, sagte er, dass er nach den Nummern gar nicht schaue, er suche nach der Autonummer. Mein Hinweis, dass die Wahrscheinlichkeit, die zu finden, im Stapel mit Nummern über 2500 größer wäre, beantwortete er mit einem fröhlichen Lächeln - und griff sich den Stapel mit den 1800ern.

Als ich kurz vorm Explodieren war, fiel unserem "Stammbearbeiter" ein, dass das Papierchen auch eine Etage weiter oben liegen könnte. Also ging er hoch und kam tatsächlich schon nach fünf Minuten mit einem Blatt Papier zurück, das sich als Original der Kopie herausstellte, die ich die ganze Zeit in der Hand hielt. Von unseren anderen Anträgen keine Spur. Aber irgendwie war es ihm jetzt auch etwas peinlich. Er murmelte etwas von Computerproblemen, delegierte mich hinaus in die große Halle und machte sich dann mit einer Mitarbeiterin dran, das blöde Dokument einzugeben und auszudrucken. Und nun haben wir es endlich und müssen hoffentlich nicht mehr so bald in dieses laute, dreckige und total zugestaute Arusha. Noch mal gerade so am Wahnsinn vorbeigerutscht.

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