Samstag, 2. März 2013

Zurück aus dem Paradies

Das letzte Frühstück in unserer Traumvilla in Ushongo
Wir sind wieder da, zurück vom traumhaften Ushongo Beach, in der heißen, staubigen Kilimanjaro-Region. Das heißt, oben am Berg grummelt und regnet es recht ordentlich. Hier unten gibt es noch keinen Tropfen. Gestern haben wir auf der Rückfahrt nach Moshi einen kleinen Regenschauer unterquert. Es ist schon erstaunlich, wie sehr man sich hier auf Regen freut. Das wird Rainer und Manu, die heute die Heimreise angetreten haben, sicher ab morgen in Deutschland wieder ganz anders gehen. Aber so wie die Wettervorhersage aussieht, bringen sie ja den Frühling nach Deutschland mit. Naja, zumindest Temperaturen deutlich über 0 Grad. Wir geben gerne was ab, die 35 knacken wir derzeit jeden Tag.

Drei Wochen sind schon wieder vorbei. Wahnsinn. Dabei ist es so, als wären Rainer und Manu erst vor ein paar Tagen angekommen. Wir haben viel erlebt, Safari, Wasserfall, Maji Moto, Maasai-Markt in Arusha, Kaliwa-Lodge, Stadtbummel in Moshi, Ushongo Beach, Amboni-Höhlen bei Tanga, Saadani-Nationalpark. Ja, wenn man das aufzählt, dann ist schon klar, dass drei Wochen gar nicht viel sind. Da wird uns auch deutlich bewusst, dass es gerade noch etwas mehr als drei Wochen sind, bis wir aus Tansania abreisen.

Eine eigenartige, wenn nicht gar unangenehme Vorstellung. Zum Glück haben wir noch ein paar Wochen in Westafrika vor uns. Aber das Sabbatjahr neigt sich seinem Ende zu. In Afrika zu leben ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Aber eigentlich auch nicht vermissen. Komme ich in Deutschland wieder in die Gänge? Will ich in Deutschland wieder in die Gänge kommen? Ich wusste, dass mich das Jahr verändert. Ich bin gespannt, wie nachhaltig das sein wird.

Aber genug (vorerst) mit den düsteren Gedanken. Lieber noch einmal ein bisschen zurück an den Strand. Wo wir nach dem Schnorchel- und Tauchabenteuer mit abendlichem Fischgrillen (Red Snapper, sehr lecker) noch einen richtig schönen Faulenzertag verlebten. Das Fußballspiel, das wir uns eigentlich am Nachmittag anschauen wollten, fiel leider aus, weil die Gästemannschaft nicht anreisen konnte. Na, bei den Straßen wundert mich das gar nicht. Hier ist der häufigste Spielausfallgrund sicherlich ein Achsenbruch. Abends waren Heike und ich dann nochmal im BeachCrab essen, Erinnerungen auffrischen an unseren ersten Besuch hier an diesem paradiesischen Fleckchen Erde.

Unwirklich rot - aber genau so ging er auf, der Mond
Das erste Mal haben wir einen knallroten Mond direkt aus dem Meer aufgehen sehen und noch einmal die frische abendliche Meeresluft genossen. In solchen Momenten wird uns immer wieder bewusst, was für ein Glück wir haben, das erleben zu dürfen. Okay, von alleine kam uns das auch nicht zugeflogen. Aber es haben schon extrem viele Dinge zusammengepasst, das hat alleine mit Geschick und Einsatz nichts mehr zu tun. Und dass das zu Lasten anderer geht, ist uns auch klar. Deshalb an dieser Stelle auch mal stellvertretend ein herzlicher Gruß an Antje und Frank, Sabrina und Rowena, Hape und Christoph, Britt und den kleinen Henry - ihr seid echt tolle Menschen. Vielen Dank für eure Unterstützung und euer Verständnis. Und auch Heike richtet herzliche Grüße an ihre Kolleginnen und Kollegen aus.

Auf dem Weg nach Muheza trafen wir diese fröhliche Truppe
Die Rückfahrt von Pangani war dann noch einmal ein Abenteuer an sich. 20 Kilometer üble Hoppelpiste, unterbrochen von der inzwischen offensichtlich sehr zuverlässigen Fähre über den Pangani (Fahrzeiten 6 bis 22 Uhr, pro Kopf 200 Schilling, Pajero 5000 Schilling). Dann folgten 40 Kilometer Kurzschluss nach Muheza, der zum Glück inzwischen so geglättet ist, dass man auf weiten Abschnitten besser als auf mancher Asphaltstraße fährt. Weiter ging es über ein Stück neue Asphaltpiste, die sich dann in einen Flickenteppich wandelt. Um schließlich 13,5 Kilometer parallel zu einer optisch schon fertigen neuen Straße über eine Baustraße zu fahren, die Auto und Insassen alles abverlangt. Vom Staub, der durch alle Ritzen eindringt, ganz zu schweigen. Und bei Temperaturen, die das Auto so aufheizen, dass die Benutzung der Klimananlage zur Überhitzung führt. Ist diese Hürde überwunden, kommt später eine zweite Baustelle, die zwar nicht so lang ist, wo die Ersatzstraße aber trotz des ohnehin unmöglichen Zustands auch noch mit Humps nur so gespickt ist. Schikane-Hopser, was anderes ist das nicht. Denn schnell kann man hier ohnehin nicht fahren.

Verhungern muss man unterwegs keinesfalls. Foto: Manu
Zumindest war die Polizei wieder sehr nett und hielt uns nur einmal zur Kontrolle der Fahrzeugpapiere an. Zum Glück wollte er den Führerschein nicht sehen, der lag nämlich unten im Kofferraum. Schlecht gepackt. War aber diesmal nicht einfach, weil wir ja Zugriff auf die Innenöffnung der Hintertür lassen mussten. Von außen geht die nämlich immer noch nicht auf. Unterwegs habe ich das erste Mal für unter 2000 Schilling pro Liter Diesel getankt, eine kleine Pause an einem sehr schönen Highway-Restaurant war selbstverständlich auch drin. Schließlich erreichten wir nach knapp 7 Stunden Moshi und bekamen hier sogar noch Schild und Speer für den Maasai, den Rainer und Manu beim Kauf nur unvollständig mitgenommen hatten.

Ja, und dann war schon packen angesagt für die beiden. Die vielen Eindrücke zu verarbeiten wird sicher noch eine ganze Weile dauern. Und dass die Erinnerungen zwiespältig sind, haben wir hier schon oft diskutiert. Wir sind inzwischen so akklimatisiert, dass wir viele Dinge einfach fühlen. Akzeptieren, wie sie sind. "This is Africa" wie man hier so gerne sagt. Sicher gibt es hier unwahrscheinlich viel Armut und auf der anderen Seite Leute mit so viel Geld, dass sie es nicht ausgeben können. Sicher haben die Menschen hier Träume, die sie sich nicht erfüllen können. Aber ist das nicht in Deutschland, wenn auch auf anderem Niveau, genauso? Ist es wirklich so wichtig, schöne Tapeten im Haus zu haben, wenn man sich auch ohne wohlfühlt? Muss man Geld für eine Fassadenfarbe ausgeben, wenn der allgegenwärtige Staub eh wieder für einen Einheitslook sorgt? Wozu braucht man Kühlschränke, wenn der Strom eh laufend weg ist und man alles, was man braucht, jeden Tag auch für wenig Geld frisch kaufen oder einfach vom eigenen Grundstück ernten kann?

Was wir gelernt haben, ist, dass man Afrika nicht mit Europa vergleichen kann. Die meisten in Deutschland haben verglichen mit den meisten hier einen unglaublichen Reichtum. Sind sie deshalb glücklicher? Hier spielen die Kinder noch zusammen draußen, rollen alte Eimerdeckel mit Stöcken über die Holperwege, treffen sich zum Fußball auf unglaublichen Buckelplätzen mit Toren aus dicken Ästen. Sicher haben die Menschen hier Probleme. Aber das sind Überlebensprobleme, die sie, so gut es geht, gemeinsam meistern. Keine Luxusprobleme, deren Lösung nur dazu angetan ist, den Neid der Nachbarn noch zu erhöhen. Kommunkiation ist den meisten Leuten hier das Wichtigste. Insofern hat jeder, der es sich leisten kann (und das sind wirklich viele), hier ein Handy. Oder besser zwei, wegen der zwei großen Mobilfunkanbieter. Naja, man kann das nicht erklären. Man muss das erleben. Und dazu, das geben wir offen zu, reichen drei Wochen nicht aus.

Wir haben uns jedenfalls riesig über den Besuch gefreut. Weniger, weil er aus Deutschland, aus Arnstadt, war. Vielmehr, weil es ein Wiedersehen mit Freunden war. Danke, Rainer und Manu, für diese schönen Tage mit euch. Wir sehen uns im Mai.

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