Sonntag, 16. Juni 2013

Sonnige Aussichten - zumindest beim Wetter

Nächste Woche sollen es vielleicht 35 Grad werden. Nicht nur in der Kaffemaschine. Nein, so richtig in der Außenluft. Zwar schränken die Wettervorhersager ihre optimistischen Prognosen von vor ein paar Tagen schon Stück für Stück wieder ein. Aber die Aussicht allein erwärmt schon. Und wenn wenigstens mal wieder eine "3" am Anfang der zweistelligen Lufttemperatur stünde, wäre ich es ja zufrieden. Nur mal so kurz zwischendurch. Nicht nur Ralf und Karina schmunzeln, dass es mir bei über 20 Grad im Garten fröstelt, so langsam kommt es mir ja auch komisch vor. Aber meine Temperaturmessfühler sind wohl immer noch auf Afrika geeicht.


Und auch meine Gedanken sind öfter dort, als mir gut tut. Einerseits bin ich immer noch sehr entspannt. Klar bleiben im wieder über mich gekommenen Alltag Ärgernisse nicht aus. Aber ich knurre mal kurz darüber - und dann lasse ich mich nicht weiter dadurch beeinflussen. Wie meine künftigen Stationen aussehen, ist offen. Aber ich mache mich nicht verrückt - ich weiß ja inzwischen, dass es Alternativen gibt. Damit lassen sich auch negative Entwicklungen leichter ertragen. Und eins ist mir inzwischen klar. Es geht immer noch schlechter. Schade, dass man erst aussteigen muss, um zu merken, dass das kein Naturgesetz ist. Denn es geht tatsächlich auch besser. Nur wohl nicht hier.

Andererseits spüre ich besonders bei der Arbeit, wie worthülsengewaltig diese Gesellschaft daherkommt. Ob bei Firmen- oder Festeröffnungen, bei Ratssitzungen oder anderen offiziellen Veranstaltungen - hier wird so viel sinnloser Kram geredet, das ist unglaublich. Warum ist mir das früher nie so stark aufgefallen? So viele Schultern gibt es gar nicht, wie da geklopft werden, so viele Bäuche nicht, wie da gepinselt werden, und so viele Är...., Verzeihung, Hintern, nicht, wie da innerlich begangen werden. Und wenn man dann noch weiß, was die Leute zum Teil hinter vorgehaltener Hand über die anderen sagen, dann kot.., Verzeihung, empfängt man noch mehr Übergebung. Wie viele Leute bei solchen Veranstaltungen Lebenszeit verschenken (müssen), darüber darf man gar nicht nachdenken. Dabei gibt es doch so viel Schönes zu erleben. Muss ja nicht gleich in Afrika sein.

Wie gut, dass man im Ausland zumeist die Deutschen kennt, die anpacken. Die nicht lange fragen oder um den heißen Brei herum reden, sondern tun. Die die sprichwörtlichen Tugenden, die man uns nachsagt, tatsächlich noch leben - aber zugleich noch wissen, dass Ideen und Argumente mehr zählen als Hierarchien. Die Menschen begeistern können und sie nicht einengen in ihrer Kreativität. Sicher findet man die auch noch in Deutschland, wäre ja schlimm, wenn nicht. Ich wüsste halt nur gerne wo.

Aber grundsätzlich - auch um mir nahe stehende Mitmenschen zu beruhigen - kann man hier selbstverständlich gut leben. Wenngleich das für mich jetzt eine etwas andere Bedeutung hat als vorher. Dass ich mich nach wie vor etwas verloren, ja auch überfordert fühle, das geht bestimmt vorbei. Ebenso wie der Heuschnupfen, der mich gerade wieder nervt. Aber ich genieße es, auf Autobahnen schnell durch das Land reisen zu können, freue mich, ein Auto zu fahren, das weniger als sieben Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht, bin begeistert von gastronomischer und kultureller Vielfalt und freue mich, Freunden wieder nah zu sein, die lange Zeit weit entfernt waren. Das sind nun dafür andere - alles Gute ist halt nie beisammen.

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