Montag, 25. Juni 2012

Augen auf nach dem Autokauf

Unser neues Pooh-Mobil.
Es ist ziemlich verrückt, aber wir haben es tatsächlich getan. Wir haben uns ein Auto gekauft. In Afrika. Wir haben überlegt, verneint, wieder überlegt, geschaut, die Arusha-Mailing-Gruppe studiert und letztlich dort selber einen Sucheintrag gemacht. Es gab einige Angebote, aber die meisten weit über unserem Budget. Schließlich hat sich Monika aus Arusha gemeldet - und seit heute haben wir ihn: Unseren Mitsubishi Pajero Intercooler 2800, Baujahr 1996, 101000 km, Automatik. Ist er nicht knuffig?! Schon die erste Fahrt mit ihm war ein Erlebnis.

Das Auto, das wir seit heute unser eigen nennen können, stammt ursprünglich aus England. Monika hat es nach Tansania geholt - nun will sie nach Deutschland zurück und suchte deshalb einen Käufer. Wir waren glücklicherweise zur richtigen Zeit zur Stelle und haben nun diesen anzugsstarken Allrad-Jeep gekauft. Und bar bezahlt. Was hier alleine schon ein Abenteuer ist.

Ein 25-Cent-Schein.
Es gibt hier fünf verschiedene Geldscheine. Das geht bei 500 los - das sind 25 Eurocent. Der größte Geldschein ist 10.000 Tansanische Schilling wert - entspricht also einem 5-Euro-Schein. Man stelle sich das mal in Deutschland vor: Kein Schein größer als 5 Euro. Wahnsinn! Da 1000 Euro ziemlich genau zwei Millionen Schilling sind, muss man hierfür also 200 Geldscheine von der Bank holen. Und dass so ein Auto, selbst wenn es wirklich ein Schnäppchen ist, nicht mit 1000 Euro bezahlt ist, kann sich jeder denken. Zumal die Einfuhrzölle für Autos hier bei 60 Prozent des Wertes liegen.

Wir hatten also nicht nur mehrere Tage zu tun, Geld von diversen Automaten zu ziehen, weil die auch nicht immer alle funktionieren. Wir hatten auch einen großen Packen Geld, den wir nach Arusha bringen wollten. Nach unserem Busfahrt-Erlebnis, über das ich, wie ich gerade feststelle, noch gar nicht geschrieben habe, wollten wir nicht noch einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen. Also fragten wir Saidi, den Manager vom Rose Home, ob er jemanden kenne, der uns fahren kann. Er kannte jemanden, nämlich seinen Freund Stephano, und kam auch selbst mit in das 80 Kilometer entfernte Arusha.

Dort wäre der Autokauf an sich kein Problem gewesen. Allerdings hatte Monikas Fahrer vor vier Wochen die Original-Zulassung verschlumpert. Das sei kein Problem, hatte man ihr damals versichert, da sie das Auto ohnehin verkaufen wolle. Denn dann wird das Papier nämlich sowieso komplett neu auf den neuen Eigentümer ausgestellt. Dumm nur, dass heute keiner mehr was davon wissen und vor der Ausstellung des neuen Dokuments erst das alte sehen wollte. Wir gingen in der Zulassungsstelle treppauf, treppab, in das Zimmer, in jenes, landeten schließlich wieder im Erdgeschoss, wo man sich nach anderthalb Stunden in einem unglaublichen Papierchaos dann doch auf die Suche nach den Unterlagen über den Verlust der Zulassung machte.

Wie zu erwarten ohne Erfolg. Bis wir ein paar Scheinchen rüberwachsen ließen. Dann hieß es plötzlich, dass wir nur ein Schriftstück über den Verkauf aufsetzen müssten und dann die neue Zulassung bekämen. Nicht gleich, aber schnell. Nun, wir haben den Verkauf erst einmal abgewickelt und hoffen, dass Monika in den nächsten Tagen mehr Erfolg hat. Sie ist ja auch daran interessiert, dass das Auto umgeschrieben wird, damit sie nicht belangt wird, falls etwas passiert. Was wir nicht hoffen wollen.

Kurz vor dem Geschwindigkeits-Verstoß.
Dann setzte ich mich ans Steuer und fuhr durch das chaotische Arusha im Linksverkehr hinaus auf die Straße nach Moshi. Bis ich vermutlich einen Rekord aufstellte - das schnellste Knöllchen nach einem Autokauf. Ich rollte einen Berg hinunter, an dessen Ende eine Gruppe freundlicher Polizisten stand, die mich darauf aufmerksam machten, dass ich statt 50 exakt 67 km/h gefahren sei. Ich wollte das gar nicht glauben, zeigte auf den Tacho und die 40, auf der die Nadel gestanden hatte. In diesem Moment fiel mir das Land ein, aus dem das Auto importiert worden war, und ich sah auch das Mph - Miles per hour. Nun entsprechen 40 Mph ziemlich exakt 67 km/h - ich war um eine Erfahrung reicher und um 15 Euro ärmer.

Danach exakt auf das richtige Tempo achtend, wurde ich einen knappen Kilometer an der nächsten Polizeikontrolle schon wieder herausgewunken. Ich hielt an, begrüßte den Polizisten mit einem freundlichen "Habari gani?", beantwortete sein "Salama" grußformelkorrekt mit "Salama" und wurde mit einem lässigen Winken und schelmischem Grinsen zur Weiterfahrt aufgefordert.

Die nächsten Kontrollstellen passierten wir unbeachtet, dann hob sich wieder der Arm eines Polizisten in die Höhe. Wohin wir denn wollten, fragte er. Nach Moshi, sagte ich. Dann könnten wir ihn und seinen Kollegen doch ein Stück mitnehmen, antwortete er. Ich verstand es zwar, aber realisierte es nicht. Also bat ich ihn, das nochmal zu sagen. Tatsächlich. Er wollte mit. Nun, ich lud ihn selbstverständlich freundlich ein, Saidi rutschte nach hinten zu Heike, die beiden Polizisten stiegen ein, und mein Beifahrer erwies sich als sehr gesprächig. Zum Glück war es schon das übernächste Dorf. Unbeschadet erreichten wir dann das Rose Home. Hoffentlich werden die nächsten Fahrten nicht ganz so aufregend.

2 Kommentare:

  1. Hallo Thomas,
    hier spricht David, Euer Nachbar im Rosehome Anfang/Mitte Juni. Eine schöne Seite habt Ihr hier! Wie kommts, dass Ihr Euch jetzt doch ein Auto gekauft habt; Ihr wolltet doch ursprünglich nicht? Es sieht auf jeden Fall klasse aus; viels Spaß damit. Was sind Eure nächsten Pläne?
    Liebe Grüße aus Berlin

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  2. Hallo David, also seid ihr gut wieder heimgekommen. Das ist schön. Ja, wir haben uns nun doch aufgerafft. Es war einfach zu verlockend, ein Auto, gut im Schuss, in unserem Budget. Wir genießen die Mobilität, werden nächste Woche zum Indischen Ozean fahren und eine Woche am Strand abhängen. Naja, nicht wirklich. Da gibt es sicher auch viel zu entdecken. Danach geht es drei Tage auf Safari. Freuen uns auf jeden Fall, dass ihr euch an uns erinnert. Beste Grüße an Ben, lasst es euch gut gehen und schaut immer mal rein :-) Liebe Grüße aus Moshi von Thomas, Heike und Pooh.

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