Das abfallende Terrain sorgte heute Nacht dafür, dass ich mit Schlafsack in die Zeltwand rollte und nicht zur Ruhe kam. Einzige Abwechslung in der nicht enden wollenden Nacht war ein eisiger Toilettengang, der einen wundervollen Blick auf die Steppe in der Ebene sowie auf den Mond beschienenen Kibo und seine Gletscher – den Decken- und Rebmann-Gletscher – offenbarte. Auch der Sternenhimmel war überaus beeindruckend mit seinen vielen unbekannten Sternbildern.
Auch
wenn die anderen etwas besser geschlafen hatten, begrüßten wir doch alle froh
um 6.30 Uhr die ersten Sonnenstrahlen. Wenig später war die gesamte Campebene
hell erleuchtet. Wir frühstückten draußen und machten uns um 8.30 Uhr auf zum
letzten Camp vor dem Gipfel. Wieder stand streckenmäßig keine große Aufgabe vor
uns, allerdings waren gut 600 Höhenmeter zurück zu legen.
Wir
brauchten etwa eine halbe Stunde, um auf den sofort steil ansteigenden Weg bei
der dünnen Luft in Tritt zu kommen. Dann lief es wieder sehr gut. Knallende
Sonne, immer wieder verhüllt von nach oben ziehenden Wolken sowie ein leicht
auffrischender Wind begleiteten uns. Nach gut drei Stunden hatten wir unser
Tagesziel, das Barafu-Camp, erreicht.
Erneut
hatte unser Team einen schönen Platz ausgesucht, was im Fall dieses Camps enorm
schwierig ist, da es sich am Rand eines Felsgrates ausbreitet. Wir bereiteten
die Zelte für unsere Ruhephasen vor, während sich der Koch um das Mittagessen
kümmerte. Pasta mit reichlich Knoblauch füllte unsere Mägen, wirkte aber nicht
abschreckend auf die kleinen gestreiften Mäuse, die unsere Außenzelte
inspizierten. In der extremen Sonneneinstrahlung kamen uns die acht Grad
Außentemperatur hier auf 4600 Metern wie ein Tag in der Karibik vor. Nur zwei
Stunden später war der Himmel aber grau und es fing an zu regnen und sogar kurz
zu schneien – mitten in Afrika. Zwischenzeitlich waren auch Kopfschmerzen
unsere Begleiter, allerdings weit später und auch nicht ansatzweise so schlimm
wie in diversen Reiseführer beschrieben.
Durch
das Camp marschierten heute viele, die am Morgen den Aufstieg geschafft haben.
Sie machen uns Mut. Mitternacht werden wir starten, hoffentlich ohne Schnee
oder Regen. Gegen sechs oder sieben Uhr (vier Uhr deutscher Zeit) können auf
dem Gipfel Afrikas stehen oder aber uns traurig und kraftlos auf dem Abstieg
befinden. Wir sind jedoch überzeugt, dass wir es schaffen und die
Arnstadt-Fahne auf dem Uhuru Peak entfalten. Langsam verschwindet jetzt die
Sonne. Die Temperatur nähert sich dem Gefrierpunkt und wir werden nach dem
grandiosen Ausblick versuchen, noch ein paar Kräfte für die Gipfeletappe zu
sammeln.
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