Freitag, 16. Januar 2009

5. Tag: Langsam wird es spannend

Karanga Camp 3950m – Barafu Camp 4600m

Das abfallende Terrain sorgte heute Nacht dafür, dass ich mit Schlafsack in die Zeltwand rollte und nicht zur Ruhe kam. Einzige Abwechslung in der nicht enden wollenden Nacht war ein eisiger Toilettengang, der einen wundervollen Blick auf die Steppe in der Ebene sowie auf den Mond beschienenen Kibo und seine Gletscher – den Decken- und Rebmann-Gletscher – offenbarte. Auch der Sternenhimmel war überaus beeindruckend mit seinen vielen unbekannten Sternbildern.


Auch wenn die anderen etwas besser geschlafen hatten, begrüßten wir doch alle froh um 6.30 Uhr die ersten Sonnenstrahlen. Wenig später war die gesamte Campebene hell erleuchtet. Wir frühstückten draußen und machten uns um 8.30 Uhr auf zum letzten Camp vor dem Gipfel. Wieder stand streckenmäßig keine große Aufgabe vor uns, allerdings waren gut 600 Höhenmeter zurück zu legen.

Wir brauchten etwa eine halbe Stunde, um auf den sofort steil ansteigenden Weg bei der dünnen Luft in Tritt zu kommen. Dann lief es wieder sehr gut. Knallende Sonne, immer wieder verhüllt von nach oben ziehenden Wolken sowie ein leicht auffrischender Wind begleiteten uns. Nach gut drei Stunden hatten wir unser Tagesziel, das Barafu-Camp, erreicht.

Erneut hatte unser Team einen schönen Platz ausgesucht, was im Fall dieses Camps enorm schwierig ist, da es sich am Rand eines Felsgrates ausbreitet. Wir bereiteten die Zelte für unsere Ruhephasen vor, während sich der Koch um das Mittagessen kümmerte. Pasta mit reichlich Knoblauch füllte unsere Mägen, wirkte aber nicht abschreckend auf die kleinen gestreiften Mäuse, die unsere Außenzelte inspizierten. In der extremen Sonneneinstrahlung kamen uns die acht Grad Außentemperatur hier auf 4600 Metern wie ein Tag in der Karibik vor. Nur zwei Stunden später war der Himmel aber grau und es fing an zu regnen und sogar kurz zu schneien – mitten in Afrika. Zwischenzeitlich waren auch Kopfschmerzen unsere Begleiter, allerdings weit später und auch nicht ansatzweise so schlimm wie in diversen Reiseführer beschrieben.

Durch das Camp marschierten heute viele, die am Morgen den Aufstieg geschafft haben. Sie machen uns Mut. Mitternacht werden wir starten, hoffentlich ohne Schnee oder Regen. Gegen sechs oder sieben Uhr (vier Uhr deutscher Zeit) können auf dem Gipfel Afrikas stehen oder aber uns traurig und kraftlos auf dem Abstieg befinden. Wir sind jedoch überzeugt, dass wir es schaffen und die Arnstadt-Fahne auf dem Uhuru Peak entfalten. Langsam verschwindet jetzt die Sonne. Die Temperatur nähert sich dem Gefrierpunkt und wir werden nach dem grandiosen Ausblick versuchen, noch ein paar Kräfte für die Gipfeletappe zu sammeln.

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