Samstag, 6. April 2013

Geburtstag mit kleinen und großen Kindern

Topfschlagen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad
Heute ist Melanie vier Jahre alt geworden. Quatre. Wie sie so schön mit ihrem offenen, strahlenden Lächeln sagt, während sie einen mit ihren großen Augen anschaut. Melanie ist die jüngste Tochter von unseren Freunden Delphine und Elee, und wir waren es, die ihr diesen Rufnamen – oder Hausnamen, wie man hier sagt – aussuchen durften. Meist werden die Kinder hier aber in den ersten Jahren mit einer Verniedlichung ihres Namens gerufen. Melanie heißt so Meme, ihre ältere Schwester Elodie hört auf Elo und der große Bruder Geraldo auf Gege (Jeje gesprochen).

Die Hausnamen sind die Namen, mit denen man immer auftritt, aber nicht die Namen, die man offiziell hat. Die haben vor allem mit Traditionen zu tun, und so ist ein Namensbestandteil auch der Wochentag der Geburt. In meinen Fall würde ich noch zusätzlich den Namen Kofi tragen – das ist männlich für Freitag. Auf jeden Fall kann man sich ganz schön wundern, wenn man ein offizielles Dokument sieht und darauf außer dem Nachnamen nichts ist, woran man erkennen kann, dass es sich dabei um seine Freunde handelt.

Aber zurück zu Melanie. Die hat heute ihren 4. Geburtstag, und es wäre wohl ein Tag wie jeder andere geworden, wenn wir nicht zurzeit hier unser Unwesen treiben würden. Wenn ein Luftballon zerplatzt, dann sagt man hier sinngemäß „Wieder Geld zerstört, von dem man sich hätte etwas zu essen kaufen können“, erklärt uns Elee. Ein trauriger Spruch, der aber einmal mehr zeigt, dass Leben hier für die meisten Menschen schlicht und einfach überleben heißt. Mit welcher Energie, mit welcher Zuversicht und mit welcher Lebensfreude sich die Einheimischen diesem täglichen Überlebenskampf stellen, ist für uns immer wieder beeindruckend. Und stellt uns immer wieder die Frage, ob wir Deutschen mit unserem sozialen Netzwerk auch dazu in der Lage wären, oder ob wir uns nicht vielmehr jammernd unserem Schicksal ergeben würden. Das Wichtigste hier ist es für die meisten, ihren Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, sie, wenn man es sich leisten kann, bestmöglich zu bilden, damit der Nachwuchs es später mal besser hat.

Nun unterstützen wir Elees Familie jetzt schon seit fünf Jahren, aber unser größtes Ziel an diesem heutigen Tag war, Melanie und ihrer Familie einen schönen Tag zu machen. Ich war wahrlich nie ein Freund von Kindergeburtstagen – aber hier hat es echt Spaß gemacht. Das fing an mit unserem kleinen Geschenk für Meme, ein Bastelset, mit dem man sich ein bisschen Schmuck selbst bemalen und zusammenstellen kann. Denn auch hier putzen sich Mädchen sehr gerne. Ach so, kleine Zwischenepisode. Als Melanie dieser Tage auf einem Bild unseres vorigen Besuches Elodie mit Zöpfen sah, fragte sie, „Papa, warum habe ich nicht auch Zöpfe?“ Die Antwort war kurz und verständlich: „Weil Du kurze Haare hast.“ Und tatsächlich haben die Babys eine Zeitlang Zöpfe, die meisten Mädchen aber nur ganz kurze Stoppel wie die Jungs, erst als Erwachsene werden im wahrsten Sinne des Wortes kunstvolle Frisuren gezaubert – mit Kunsthaar.

Eierlaufen - Melanie (r.) und Benedicta voll konzentriert
Aber ich schwiff schon wieder ab. Oder heißt es schweifte? Nach dem Geschenk, garniert mit einem kleinen Geburtstagskuchen und Kerzen sowie Pooh als zusätzlichem Gratulanten gab es erst einmal Frühstück, dann war es bis nach dem Mittagessen ein normaler Tag. Dann waren auch Roger und seine Kinder Abue, Ornella und Benedicta eingetroffen. Jetzt musste Elee wieder einmal als Übersetzer aushelfen und wir erklärten Topfschlagen. War das ein Spaß auf der Wiese. Delphine kugelte sich vor Lachen auf dem Boden und durfte dann wie das Kindermädchen Angela auch selber mit verbundenen Augen nach der Plasteschüssel suchen und ihr kleines Geschenk in Empfang nehmen. Danach stand Eierlaufen auf dem Programm, auch hier legten sich nicht nur die Kleinen, sondern auch die Großen mächtig ins Zeug. Abwandlungen mit Rückwärtslaufen und Hüpfen sorgten dafür, dass schließlich alle erst einmal ein Pause brauchten. Wir hatten anstelle der Eier kleine Plastebälle besorgt und Spiele, Springseile, reichlich Stifte und Sets mit Lineal, Bleistift und Notizzettel als Preise, die sehr gut ankamen. Am meisten freute uns aber, dass alle, uns eingeschlossen, so unbeschwert und glücklich waren. Wir spielten dann noch ein bisschen zusammen, und zum Abendbrot gab es von Heike gemachten Kartoffelsalat, der bei den meisten ausgezeichnet ankam und fast alle wurde.

Ja, so war es ein schöner Kindergeburtstag, und wir freuen uns schon auf Ende April, wenn Elodie neun Jahre alt wird. Kurz davor hat auch Delphine Geburtstag, mal schauen, was wir uns dafür einfallen lassen. Aber ich glaube, mit Topfschlagen und Eierlaufen haben wir sie auch sehr glücklich gemacht.

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